E-Lkw im Fernverkehr sind vor allem Zukunftsmusik. Ob sich die leisen Brummis durchsetzen, hängt auch davon ab, wie schnell sie unterwegs geladen werden. Daimler Truck meldet nun einen Erfolg.
Der Nutzfahrzeughersteller Daimler Truck hat nach eigenen Angaben einen großen Fortschritt beim schnellen Laden von E-Lkw verbucht. Entwicklern des Lkw-Segments Mercedes-Benz sei es erstmals gelungen, einen Prototyp des batterieelektrischen Fernverkehr-Lkw E-Actros 600 an einer Ladesäule mit einer Leistung von einem Megawatt zu laden, teilte der Dax-Konzern aus Leinfelden-Echterdingen bei Stuttgart am Montag mit. Der Test habe im unternehmenseigenen Entwicklungs- und Versuchszentrum in Wörth am Rhein bei Karlsruhe stattgefunden.
Dies sei ein enormer Entwicklungsschritt, sagte der Leiter der E-Lade-Komponenten von Mercedes-Benz Trucks, Peter Ziegler, laut Mitteilung. Jetzt arbeite das Unternehmen daran, die Technologie für den Ladestandard MCS (Megawatt Charging System) im E-Actros 600 zur Serienreife zu bringen. Der Start für die Serienproduktion des Fahrzeugs ist für Ende dieses Jahres geplant. Kunden sollten die MCS-Technologie dann später nachrüsten können.
MCS steckt aber noch in den Kinderschuhen. Die Ladeleistung spielt bei der Elektrifizierung des schweren Fernverkehrs eine wichtige Rolle. Denn Zeit ist in der Logistikbranche ein entscheidender Faktor. In Watt wird die Leistung angegeben, mit der die Batterien geladen werden. Vereinfacht lässt sich sagen: Je höher die Leistung, desto schneller der Ladevorgang. Bislang sind mit dem Schnellladesystem CCS (Combined Charging System) Ladeleistungen von üblicherweise bis zu 350 Kilowattstunden möglich. Zum Vergleich: Bei normalen Ladestationen für E-Autos stehen häufig 22 Kilowattstunden zur Verfügung.
Mit einem Megawatt – also 1.000 Kilowatt – könnten die Batterien des E-Actros 600 laut Daimler Truck in etwa 30 Minuten von 20 auf 80 Prozent aufgeladen werden. Das ist besonders wichtig für das Laden auf der Strecke, etwa bei einem Halt auf einer Rastanlage, wenn der Fahrer ohnehin eine Pause einlegen muss. Dafür wäre dann aber auch die entsprechende Infrastruktur nötig. Im Depot eines Spediteurs kann ein E-Lkw hingegen auch gut mit einer geringeren Leistung zum Beispiel über Nacht geladen werden.