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Cupra Urban Rebel Concept: Rallye-Ableger des geplanten E-Kleinwagens VW ID.2

Noch lässt sich VW beim ID.2 und seinen Derivaten kaum in die Karten schauen. Einen Rallye-Ableger als Conceptcar konnten wir schon ausprobieren.

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(Bild: Cupra)

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Volkswagen kann derzeit nicht liefern, elektrische Kleinwagen sind weiterhin Mangelware. VW verspricht auf der Homepage, dass der e-Up zwar nicht mehr mit einer individuellen Ausstattung bestellt werden könne, doch in begrenztem Umfang stünden bereits produzierte Neuwagen zur Verfügung. Die Suche auf der VW-Webseite liefert dann: nichts. Die baugleichen Ableger von Skoda und Seat sind schon seit geraumer Zeit nicht mehr zu haben. Es bleibt nur, zur Konkurrenz abzuwandern und reichlich Geduld mitzubringen: Ab 2025 will VW im Segment der elektrischen Kleinwagen wieder mitspielen.

Urban Rebel Concept: Technisch eigenständig

Bis dahin müssen Studien reichen. Eine davon, und es wird sicher nicht die letzte vor der Serienmodell-Präsentation sein, kommt von Cupra. Nach eigener Definition steht die Marke für besonders flotte Modelle im Volkswagen-Konzern – abgesehen von Porsche. Der elektrische Rallye-Zwerg Urban Rebel Concept hat mit kommenden ID.2 und seinen Derivaten technisch allerdings nur wenig zu tun. Dennoch wird er auf der Rallyecross-Strecke Montmelo in der Nähe von Barcelona getestet, wie er sich unter verschärften Einsatzbedingungen bewährt. Das ist mehr als eine Spielerei, wie Cupra betont.

“Wir haben hier Pouch-Zellen verwendet, während die Zellen im e-Racer zylindrisch sind, und auch das Kühlsystem ist anders”, erläutert Xavi Serra, technischer Direktor des Cupra-Teams. “Diese unterschiedlichen Projekte ermöglichen es uns, mehr Wissen über das thermische Management der elektrischen Komponenten und die Drehmomentabgabe zu sammeln.” Erkenntnisse, von denen später auch das Serienmodell einmal profitieren soll.

Zweimal 125 kW

Die Plattform entspricht nicht der des kommenden Serienfahrzeugs. Sie verwendet doppelte Querlenker an beiden Achsen, einen Elektromotor vorn und einen weiteren hinten, was eine Dauerleistung von 250 kW ermöglicht. Die E-Motoren steuern vorn und hinten 125 kW bei. Kurzzeitig seien im Boost 316 kW und ein maximales Drehmoment 510 Nm verfügbar. So ertüchtigt, soll der Urban Rebel aus dem Stand in 3,2 Sekunden auf Tempo 100 beschleunigen können.

Auf den ersten Metern überrumpelt einen das laute Pfeifen aus dem Antriebssystem des Prototyps. Ungewöhnlich in einem E-Auto, aber diese Geräusche seien ganz natürlich und kämen von den Elektromotoren und der Getriebeuntersetzung, erklärt Serra. Mit dem Fahrmodus “Brake Bias” lässt sich das Fahrverhalten über die Verteilung der Antriebskräfte steuern. Dann wandern bis zu 30 Prozent der Leistung nach vorn, der Rest an die Hinterachse. Auf der Piste beschleunigt der Urban Rebel nahezu frei von jeglicher Verzögerung und erwartungsgemäß brutal. Kein Wunder, die bis zu 316 kW müssen nur 1230 kg schleppen.

Preise: Verabschiedung nach oben

Wohin sich das ähnlich große Serienmodell entwickelt, ist mehr als zwei Jahren vor dem Produktionsanlauf unbekannt. Ziemlich sicher wird sich die Batterie in einem Fenster zwischen 40 und 60 kWh Energiegehalt bewegen und auf LFP-Zellen setzen. Sie haben gegenüber den heute üblichen NMC-Zellen Nachteile bei der Energiedichte, gelten aber als zyklenfester und sind vor allem billiger in der Produktion. Das wird der entscheidende Schlüssel, wenn es um die Verkaufspreise geht. VW hat mit der Ansage, den ID.3 ab 30.000 Euro anzubieten, ebenso Erwartungen geweckt wie mit der Ankündigung, einen elektrischen Kleinwagen für 20.000 Euro auf den Markt zu bringen.

Von beidem darf sich der Kunde, so noch nicht geschehen, gedanklich verabschieden. Der überarbeitete VW ID.3 wird nach aktuellem Stand mindestens knapp 44.000 Euro kosten, der ID.2 und seine Abwandlungen von Skoda und Seat werden kaum unter 25.000 Euro zu haben sein. Zwar sinken durch die Massenproduktion und die damit verbundenen Skaleneffekte tendenziell die Preise, doch die Kosten für Rohstoffe und Energie für die Herstellung sind in den vergangenen 18 Monaten enorm gestiegen. Kaum einer wagt eine längerfristige Prognose, wie es in dieser Hinsicht weitergeht.

Konkurrenz aus Asien

Zumal sich Volkswagen auf eine beinharte Konkurrenz, vornehmlich aus Asien, einstellen darf. Firmen wie Xpeng, BYD oder Nio mögen noch exotisch erscheinen, doch sie werden bis 2025 die Lücke füllen, die aktuell geradezu sträflich sperrangelweit offensteht: Preiswerte Elektroautos mit einer Reichweite, die die meisten Alltagsanforderungen abdeckt – also nicht die realen, sondern jene, die die Zielgruppe einfordert.

Das Potenzial von batterieelektrischen Fahrzeugen wie dem MG4 ist deshalb nicht zu unterschätzen. Denn beim Kaufpreis könnten sich Modelle wie der ID.2 und der MG ziemlich nahe kommen – mit einem eklatant besseren Preis-Leistungsverhältnis des Chinesen. Bei VW ist man sich der Gemengelage bewusst, peinliche Pannen-Software, margenoptimierte Innenräume oder extrem lange Lieferzeiten kann sich in diesem Umfeld keiner mehr leisten, der gewisse Preise am Markt durchsetzen will.

Software soll Priorität haben

Gerade beim Thema Software hat Volkswagen sich einen schlechten Ruf aufgebaut. Seit September ist Oliver Blume CEO von Volkswagen und hat dem Thema höchste Priorität verpasst. Einer der ersten Schritte war die Konzentration auf das Wesentliche, Visionen wie das automatisierte Fahren auf Level 4 oder 5 wurden zurückgestellt, wie das Handelsblatt berichtete. Statt einer komplett neuen Software-Plattform soll die vorhandene weiter auf Vordermann gebracht werden. Fortschritte, die Blume noch nicht zu verantworten hat, sind im ID.Buzz bereits zu sehen. Das reicht allerdings keineswegs, um gegen Konkurrenten wie Android Automotiv von Google zu bestehen. Wer das einmal ausprobiert hat, kann erahnen, wie schwierig es für Volkswagen werden wird, dem Paroli zu bieten.

(mfz)

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