Cupra

Cupra-CEO Wayne Griffiths im Interview: „Man muss sich für einen Sportwagen nicht schämen“

Die Etablierung der Seat-Submarke Cupra gehört zu den größten Branchen-Erfolgen der letzten Jahre. Im Interview mit auto motor und sport spricht CEO Wayne Griffiths über den selbst für ihn überraschenden Aufstieg der Marke, seinen Fünfzylinder-Coup und den unterschätzten Spaß im Elektroauto.

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© Bernd Conrad
Der Cupra Leon ist ab sofort auch als 1.5 TSI zu haben.

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Neben dem Fünftürer gibt es den längeren Sportstourer.

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18-Zoll-Felgen sind Teil der Serienausstattung. Kupferfarbene Akzente kommen mit einem Design-Paket.

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Der Vierzylinder-Turbo leistet 110 kW / 150 PS.

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In Verbindung mit DSG wird er zum Mildhybrid mit Riemenstartergenerator.

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Die Sportsitze haben integrierte, also nicht in der Höhe verstellbare, Kopfstützen.

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Gute Ergonomie im Cockpit, die Bedienung ist teils durch kleine Icons im Menü erschwert.

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Das Ambientelicht kann man in vielen Farben konfigurieren.

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Dank langem Radstand bietet der Leon auch im Fond viel Platz.

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620 Liter fasst der Kofferraum. Die Lehnen der Rücksitzbank lassen sich federvorgespannt umklappen.

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Matrix-LED-Scheinwerfer kosten Aufpreis.

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Der Cupra Leon 1.5 eTSI kostet als Sportstourer ab 36.340 Euro.

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CUPRA CEO Wayne Griffiths Urban Rebel IAA City Garage Munich (2021)

Die Marke Cupra feiert Ende Februar ihren fünften Geburtstag. Haben Sie und Ihr Team trotz der diversen Krisen seitdem die Ziele aus der Gründungszeit erreicht?

Griffiths: Wir haben sie gerade wegen der Herausforderungen erreicht. Denn ohne diese hätten wir die Transformation nicht so schnell hinbekommen. Ich bin 56 Jahre alt und habe als Sohn eines Autohändlers mein gesamtes Leben in dieser Industrie verbracht. In den ersten 52 davon ist aber nichts derart Großes passiert. Zwar gab es beim Verbrenner und beim Getriebe immer Evolutionen, doch nun stehen wir vor einer technischen Revolution. Wir haben als die einzige neue Marke innerhalb des VW-Konzerns diese Chancen nutzen können. Obwohl uns die Halbleiterkrise ebenfalls bremste: Letztes Jahr konnten wir rund 150.000 Cupra verkaufen, es hätten aber mindestens 50 Prozent mehr sein können. Das echte Potenzial von Cupra und der Modelle Formentor und Born haben wir noch gar nicht gesehen.

Wie war es möglich, im eher konservativen VW-Konzern eine derart ambitionierte Marke durchzusetzen?

Griffiths: Zu Beginn haben wir nicht viel darüber geredet, sondern es einfach gemacht. Ab einem gewissen Moment kann man dann nicht mehr unter dem Radar fliegen und muss gewisse Größenordnungen und Investitionsentscheidungen abstimmen. Wir hatten Unterstützer für den provozierenden Ansatz nach dem Motto: Wir bauen Autos, die nicht jeder mag – aber einige lieben. Trotz meiner Überzeugung überrascht es mich doch, wie sehr wir einen Nerv getroffen haben.

Mit dem Formentor, vor allem dem VZ5, und dem Born zeigt Cupra die Zwiespältigkeit der aktuellen Autowelt auf. Auf der einen Seite soll Elektro massiv nach vorn gedrückt werden, auf der anderen werden Ihnen kraftvolle Verbrenner wie der Fünfzylinder aus den Händen gerissen. Droht so auf Dauer nicht ein Dilemma?

Griffiths: In der Übergangszeit muss man beides machen. Dazu kommen außerdem Plug-in-Hybride, die eine Brücke bilden. Wir haben also die Herausforderung, in beide Antriebskonzepte zu investieren. Mit dem Cupra Terramar bringen wir ab 2024 einen SUV, der sowohl mit einer neuen Generation von Plug-in-Hybrid-Antrieben als auch mit Verbrennungsmotoren erhältlich sein wird. Gleichzeitig kommt in Form des Cupra Tavascan aber auch ein Elektro-Crossover. Man muss es so angehen, weil nicht einmal der Gesamtmarkt Europa homogen ist. Im Norden gibt es zwar einen wachsenden Anteil elektrifizierter Autos, aber im südlichen Spanien sind wir bei zehn Prozent. Für den Rest der Welt gilt das sowieso. Mit Ausnahme des Terramar ist Cupra aber ab dem Jahr 2030 eine voll elektrifizierte Marke.

Bleiben wir noch in der Verbrenner-Gegenwart. Im Supertest unseres Schwestermagazins sport auto hat der Fünfzylinder-Formentor trotz SUV-Vorbehalten positiv überrascht …

Griffiths: Der Formentor ist für mich ein Traumprojekt. Noch als Vertriebsvorstand habe ich für den Fünfzylinder gekämpft. Mein Vorgänger Luca de Meo sagte: Das kriegst du nicht hin, Audi gibt ihn nicht her. Und selbst wenn, wird es zu teuer und wir werden nichts verkaufen. Aber er hat mir die Chance gegeben, und es ist gelungen.

Ist er eine Art Abschiedsgeschenk an die gute alte Verbrennerzeit?

Griffiths: Unsere Aufgabe ist es, Leuten, die den Formentor lieben, zu zeigen, dass Elektroautos nicht nur für Verzicht, Rationalität und Langeweile stehen. Genau hier wollen wir uns als Cupra differenzieren. Beim Design gelingt uns das schon, und beim Fahrverhalten sind unsere Entwickler unter unserem Vorstand für Forschung und Entwicklung, Dr. Werner Tietz, intensiv damit beschäftigt, trotz ähnlicher Batterien und Motoren eine Unterscheidung bei Fahrwerk, Rekuperation, Lenkung etc. herzustellen. Mein Traum ist, dass sich der Urban Rebel wie ein Gokart fährt.

Das klingt so, als ob Sie für Fans von sportlicher Optik und von sportlichem Fahrverhalten eine Brücke bauen wollen?

Griffiths: Genau deswegen engagieren wir uns in drei Elektro-Rennserien, wo man den sportlichen Charakter betont, aber auch bei der Technik lernen kann. Software und Aspekte wie die Rekuperation helfen uns bei diesem Ziel.

Was dann doch wieder recht technokratisch klingt, oder?

Griffiths: Die Idee unserer Marke ist nicht komplex. Wir sind weder übertechnologisiert noch automatisiert. Stattdessen wollen wir geile Autos bauen, die emotional sind und Spaß beim Fahren machen. Dazu sind wir auch nicht auf Kompromisse aus. Wir entwerfen Autos nur für den Fahrer und nicht für Beifahrer – alle Screens sind auf ihn gerichtet. Unsere Produkte sind nicht, wie so gerne beim autonomen Fahren beworben wird, dafür da, dass man in ihnen schlafen kann. Wenn ich schlafen will, gehe ich in meine Wohnung. Ein Auto ist für das Fahren und das damit verbundene Erlebnis da.

Die Idee der Marke scheint fast zu gut zu funktionieren, denn Cupra ist in Deutschland schon stärker als die Mutter Seat. Hat man so nicht den Feind im eigenen Haus erschaffen?

Griffiths: Wir sind ein Unternehmen mit zwei starken Marken, die weit abgegrenzt sind, sodass sie nicht miteinander konkurrieren. Viele Leute sagen, Cupra könnte das Ende von Seat sein. Meine Antwort lautet: Cupra wird die Zukunft von Seat sein. Das heißt aber nicht, dass die Marke Seat gefährdet ist. Durch die Differenzierung könnte Seat zum Beispiel eine größere Rolle bei Mobilitätslösungen wie E-Scootern spielen.

Mit dem Ateca und dem Leon sind im Moment zwei Modelle im Cupra-Aufgebot, bei denen man sich den Vorwurf des Badgings gefallen lassen müsste. Es gibt also doch Schnittmengen?

Griffiths: Das ist der Übergangszeit geschuldet, aber alle Autos, die jetzt kommen, werden reine Cupra sein. Und auch beim Blick auf andere Marken wird die Differenzierung stark genug ausfallen. In Zukunft werden vier, fünf Modelle parallel laufen, von denen wir jeweils 100.000 Exemplare verkaufen wollen. So haben wir die Substanz, um Investitionen zu tragen, aber auch die Relevanz im Markt, also drei bis fünf Prozent. Spitzenplätze in irgendwelchen Segmenten werden uns dabei aber nicht antreiben. Vielmehr wollen wir eine weltweite Präsenz.

Der Begriff Performance scheint zu einer Art Schimpfwort zu werden. Stattdessen präsentieren uns viele Hersteller in ihrer Werbung nun grüne Landschaften und glückliche Kinder auf der Rücksitzbank. Wie lange wird in Ihrer Werbung noch Gas gegeben und gedriftet?

Griffiths: Die aktuelle Generation ist nicht blöd und riecht Marketing drei Meilen gegen den Wind. Wir machen für eine neue Marke relativ wenig Werbung, aber haben 300.000 Autos in vier Jahren verkauft. Das bedeutet: Die Leute, die uns kennen, finden unser Konzept geil und echt. Aber ein sorgsamer Blick auf die Zukunft heißt nicht, dass man sich schämen muss, ein sportliches Auto zu fahren. Mit elektrischen Fahrzeugen kann man immer noch seinen Spaß haben. Wir setzen uns dafür ein, dass es ein Recht für den Menschen gibt, sich bei der Mobilität ohne schlechtes Gewissen entscheiden zu können.

Zum Abschluss auch ein Zukunftswunsch von uns: Wie wäre es mit einem Cupra-Sportwagen?

Griffiths: Ich unterstütze es, wenn Leute träumen und Träume wie der Fünfzylinder wahr werden. Ein Elektro-Sportwagen würde aber auch sehr gut zu Cupra passen.

Vita

Wayne Griffiths, geboren 1966 in Dukinfield (Großbritannien), begann seine Karriere im Familien-Autohaus, wo er schon in jungen Jahren das Geschäft erlernte. Nach einem Deutsch- und Management-Studium in Leeds heuerte er beim Volkswagen-Konzern an. Dort war er nach einem kurzen Zwischensprint bei Seat von 1993 bis 2016 bei Audi tätig. Im Jahr 2016 kehrte der Vertriebsexperte zu Seat zurück. Seit 2020 ist Griffiths CEO der Seat S. A. Parallel steht er dem 2018 gegründeten Sportableger Cupra vor, in dem auch die Rennsportprojekte gebündelt sind.

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