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Citroen-Chef Cobée zum Verbrenner-Aus: "Da bin ich militant"

Erst wenn drei Bedingungen erfüllt sind, will der Marken-Chef Diesel und Benziner beerdigen

Den Kollegen von FAZ, Wirtschaftswoche oder Auto Motor und Sport mag es täglich so gehen, aber einem kleinen Autoredakteur geschieht es nur selten: dass man den Chef einer Automarke vor die Flinte bekommt. So wie am gestrigen Mittwoch bei der Fahrvorstellung des Citroen e-Berlingo, als wir uns den Citroen-Chef Vincent Cobée nach dem Mittagessen für ein paar Fragen geschnappt haben.

Wenn Alfa den Verbrenner 2027 beerdigt, Opel im Jahr 2028 und Fiat im Jahr 2030 – wie ist es dann mit Citroen, fragte ich den 52-Jährigen. “Da bin ich ziemlich militant”, antwortete der Markenchef, der im Januar 2020 als Citroen-CEO auf Linda Jackson folgte.

Citroen muss einen Kunden vor allem bezahlbare individuelle Mobilität bitten, so Cobée. Diese Betonung der Erschwinglichkeit passt zur Markenpositionierung. Anders als die Stellantis-Premiummarken Alfa, Lancia und DS gehört Citroen klar ins Volumensegment. Wenn der Eindruck nicht täuscht, soll die Marke mit dem Doppelwinkel wohl auch unterhalb von Peugeot positioniert werden. So wurde beim Stellantis EV Day im Juli für Citroen die Parole “Well-Being for All” ausgegeben, für Peugeot aber “Turning Substainability into Quality Time”.

Aber zurück zum Verbrenner-Ende. Bevor man Diesel und Benziner beerdigen könne, müsse zwischen Elektroautos und Verbrennern ein Gleichstand beim Preis erreicht sein, so Cobée. Im B-Segment (also in der Kleinwagen-Klasse mit Autos wie dem Citroen C3 oder dem VW Polo) seien Elektroautos schon erschwinglich, sagt Cobée, aber noch nicht bei größeren (Familien-)Autos.

Zweite Bedingung ist, dass die Ladeinfrastruktur ausreicht. Und drittens müssen diese Bedingungen nicht nur in Westeuropa gegeben sein, sondern auch in Ländern wie Rumänien oder Griechenland. Diese drei Bedingungen stelle er, so Cobée, und wiederholt, dass er da ziemlich militant sei.

Auch wenn das nicht gerade so klingt, als würde Cobée das Ende des Verbrenners herbeiwünschen: Auch bei Citroen nimmt natürlich die Elektromobilität einen wichtigen Platz ein. So will die Marke bis 2025 in jeder Baureihe auch ein Modell mit reinem Elektroantrieb anbieten.

Mit der Elektrifizierung begonnen hat man bei den Nutzfahrzeugen: den Hochdachkombi Berlingo (großes Bild unten), den Transporter Jumpy/Spacetourer und den Jumper gibt es bereits mit Elektroantrieb.

Citroën e-SpaceTourer Citroen e-Jumper

Schon beim Stellantis EV Day hatte der Konzern die Wichtigkeit der Nutzfahrzeuge bei der Elektrifizierung betont, wie folgende Folie verdeutlicht:

Danach ist Stellantis in Europa schon die Nummer eins bei Nutzfahrzeugen, wozu Camping-Mobile wie Fiat Ducato und seine baugleichen Schwestermodelle wesentlich beitragen. Bei Elektro-Nutzfahrzeugen will Stellantis weltweit die Nummer ein werden. Da wird Ford etwas dagegen haben – schließlich ist der Transit als Verbrenner weltweit das Nutzfahrzeug Nummer eins.

Neben dem bald startenden Elektro-Transit bietet Ford noch den Mustang Mach-E und setzt damit auf Emotion – das Topmodell GT sprintet ähnlich schnell wie ein Porsche 911. Im Vergleich dazu nimmt sich das Elektro-Angebot von Citroen eher bürgerlich aus.

Citroën Ami: Nur 2,41 Meter lang, nur 6 kW stark, und nur mit 75 km Reichweite Citroen e-C4: Mit 4,36 Meter wohl das längste der Derivat der Kleinwagen-Plattform eCMP

In Frankreich gibt es seit Kurzem den winzigen Ami (während bei uns nur der baugleiche Opel Rocks-e auf den Markt kommt). Schon seit Ende 2020 gibt es zudem den Crossover e-C4, der als Derivat der Plattform eCMP technisch ins B-Segment gehört, obwohl er mit 4,36 Meter zehn Zentimeter länger als der VW ID.3 ist, sodass man ihn auch in die Kompaktklasse einsortieren kann.

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