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Bundesverkehrsminister Wissing: Pro e-Fuels, contra Euro 7​

Mit der Abgasnorm Euro 7 würden die Kosten steigen, befürchtet Wissing. Gleichzeitig spricht er sich für E-Fuels auch im Pkw aus.​

bundesverkehrsminister wissing: pro e-fuels, contra euro 7​

Der Streit darüber, wie viele Schadstoffe ein Auto freisetzen darf und wie lange es noch Neuwagen mit Verbrenner geben soll, ist keineswegs endgültig beigelegt.

(Bild: Pillau)

Er wird es niemals allen recht machen können und hat sich auch deshalb längst entschieden, an seiner Grundhaltung festzuhalten: Die Position des Verkehrsträgers Auto bleibt und muss verteidigt werden. Deutlich wurde das wieder bei der Festlegung auf eine E-Fuels-Forschungsanlage in Leuna. Wissing plädiert dabei für E-Fuels auch im Pkw und äußerte Bedenken zur Einführung der Abgasnorm Euro 7. Mit ihr kämen auf die Industrie hohe Kosten zu.

Abgasnorm Euro 7: Kosten für die Industrie befürchtet

Die strengere Abgasnorm Euro 7 soll nach den Plänen der EU-Kommission von Juli 2025 an gelten. In ihrem Vorschlag hatte die Kommission die Mehrkosten für Pkw den Angaben zufolge auf durchschnittlich 120 Euro veranschlagt. Für schwere Nutzfahrzeuge sollen sich die Kosten um 2700 Euro erhöhen. Die Industrie hatte das stets als zu niedrig kalkuliert bezeichnet, aber keine genauen Angaben gemacht. Wissings Ministerium hatte schon vor Monaten mitgeteilt, man erwarte nach eigenen Berechnungen deutlich höhere Mehrkosten als von der EU-Kommission angegeben.

Zeitliche Umsetzung in der Kritik

Wissing ist mit einer Kritik an der neuen Abgasnorm keineswegs allein. Die Ministerpräsidenten von Niedersachsen, Baden-Württemberg und Bayern fürchteten um Arbeitsplätze, wenn der ambitionierte Zeitplan der EU-Kommission durchgesetzt würde. Selbst der Betriebsrat von Mercedes hatte sich in die Debatte eingeschaltet. Kern dieser Kritik war vor allem die aus Sicht der Industrie sehr kurze Zeitspanne zwischen der Festlegung auf neue Grenzwerte und der verpflichtenden Einführung für erstmals in der EU zugelassene Autos.

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Wissing fürchtet unsinnige Investitionen …

Wissing ist mit seinem Widerstand auch in Europa nicht allein. Er stimme sich mit seinen europäischen Kollegen in dieser Frage ab, mache aber keinen Hehl daraus, dass er eine “sehr kritische Haltung gegenüber den bisherigen Vorschlägen einnehmen” werde. Der FDP-Politiker äußerte die Sorge, dass die Branche durch die neuen Regeln geschwächt und “unsinnige Investitionen” getätigt werden könnten. Wissing befürchtet eine Belastung der Industrie. Die hat in der Vergangenheit steigende Kosten auf den Endverbraucher umgelegt. Eine Abkehr von diesem Prinzip ist eher nicht zu erwarten.

… und plädiert für E-Fuels

An anderer Stelle wischt Wissing die Bedenken vor steigenden Kosten beiseite. Mit viel Engagement hat die FDP in Europa durchgesetzt, dass Neuwagen, die ausschließlich mit strombasierten Kraftstoffen, den sogenannten E-Fuels, betankt werden, auch nach 2034 erstmals in der EU zugelassen werden können. Dabei ist noch gar nicht sicher, ob es gelingt, diese Treibstoffe zu einem konkurrenzfähigen Preis auf den Markt zu bringen, von einer relevanten Menge ganz zu schweigen. Nach derzeitigem Stand sind E-Fuels erheblich teurer als fossile Kraftstoffe. Genau an diesem Punkt setzt eine geplante Forschungsanlage in Leuna an, in der unter anderem daran gearbeitet werden soll, die Gestehungskosten zu senken.

E-Fuels für den Bestand

Anders als Fachleute sieht Wissing diese synthetischen Kraftstoffe nicht nur in Flugzeugen, Schiffen und dem Güterverkehr, sondern auch im Pkw. “Wir brauchen E-Fuels auch für die Bestandsflotte unserer Fahrzeuge”, sagte Wissing. Von einer globalen Verfügbarkeit strombasierter Kraftstoffe kann derzeit allerdings keine Rede sein, sie ist auch nicht absehbar. Bei einem steigenden Anteil von Elektroautos bedeutet das für die Industrie eine langfristige Großinvestition in einen Markt mit sinkender Nachfrage. Wissing hält trotzdem daran fest. Im Verkehrssektor sei ein Mix verschiedener Antriebsarten nötig. Neben Elektromobilität seien das auch Wasserstoff und E-Fuels.

Knappes Gut

Der Einsatz von E-Fuels und Wasserstoff im Pkw hat allerdings harte Konkurrenz. Bis auf Weiteres werden beide so knapp sein, dass sich zahlreiche Abnehmer finden, die mit diesen Energieträgern im Umweltschutz einen größeren Hebel in Bewegung setzen als bei einem Einsatz im Pkw. Erfahrungen unter anderem aus Schweden zeigen zudem, dass der Verbraucher durchaus empfindlich ist, wenn es um die Kosten der Individualmobilität geht. Dort wird seit Jahren alternativ synthetischer Diesel angeboten, der rund 50 Cent pro Liter mehr kostet als aus fossiler Quelle. Sein Marktanteil liegt bei weniger als fünf Prozent.

Subventionen gefordert

Dessen ist man sich auch in der FDP-Parteizentrale bewusst. Direkt nach der Durchsetzung von E-Fuels in Neuwagen ab 2035 lag deshalb die Forderung auf dem Tisch, diesen Kraftstoff zu subventionieren. Das wird insbesondere dann nötig sein, wenn E-Fuels hierzulande produziert werden sollen, denn bekanntermaßen gehört Deutschland zu den Ländern mit einer der höchsten Strompreise. Zudem sind wir bei ehrlicher Bilanzierung weit davon entfernt, massenhaft regenerativ erzeugten Strom zur Verfügung stellen zu können. Mit der absehbaren Zusammensetzung der Energieerzeuger im Netz ist die Herstellung von E-Fuels auch nicht klimaneutral.

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(mfz)

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