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Bonus-Schwund: Fast jeder zweite Tesla in Dänemark könnte ein Deutschland-Import sein

bonus-schwund: fast jeder zweite tesla in dänemark könnte ein deutschland-import sein

Bild: Tesla

Stärker als in Deutschland wächst in Dänemark der Elektroauto-Markt. Im April hatten rein elektrische Pkw in dem skandinavischen Land einen Anteil von 29 Prozent an allen Neuzulassungen, während er in Deutschland nur etwa halb so hoch war. Dänischer Bestseller aller Antriebe war in dem Monat das Tesla Model Y. Insgesamt gibt es allerdings viel mehr Model 3 (s. Foto oben) in dem Land – von denen die meisten gebraucht aus Deutschland importiert worden sein dürften.

Beliebter „Dänemark-Move“ mit Tesla

Dass viele in Deutschland gekaufte und geförderte Elektroautos von Tesla rasch bei dem nördlichen Nachbarn landen, sprach sich ab Ende 2020 zunehmend herum – nicht durch Statistiken, sondern weil Kunden in sozialen Medien begannen, stolz von erfolgreichen „Dänemark Moves“ mit dem Model 3 zu berichten. Nach einem halben Jahr lief die Mindesthaltedauer für den deutschen Umweltbonus ab, und hohe Gebrauchtpreise im Zielland bedeuteten, dass man beim Verkauf noch den vollen selbst bezahlten Betrag oder mehr einnehmen konnte.

Zusätzlich unterstützt wurde diese Gewinn-Möglichkeit für gewitzte Tesla-Kunden durch die Tatsache, dass die Neupreise stiegen, und zunehmend stiegen auch Profis in dieses Geschäft ein. Kritisiert wurde es, weil sich der in Deutschland gezahlte Umweltbonus in Höhe von 6000 Euro vom Staat auf diese Weise nicht mehr in der heimischen Elektroauto-Bilanz niederschlägt. Trotzdem hielt die Praxis auch beim Model Y Einzug, als es im Spätsommer 2021 nach Europa kam.

Händler-Angebote auch mit Model Y

Mehr solche Geschäfte dürften deutsche Privatleute und Händler aber mit dem Model 3 gemacht haben. Denn es stand viel länger dafür zur Verfügung – als ab 2022 zunehmend Model Y aus China und dann auch der deutschen Gigafactory auf den europäischen Markt kamen, dauerte es nicht lang, bis die Spitze bei Tesla-Gebrauchtpreisen und später auch -Neupreisen überschritten war. Ende 2022 verlängerte die Bundesregierung zudem die Mindesthaltedauer für ihren Elektroauto-Bonus auf 12 Monate, was dem „Dänemark-Move“ fast den Rest gegeben haben dürfte.

Rund zwei Jahre lang aber war er beliebt und wohl lukrativ – und das Ergebnis ist, dass es in Dänemark mehr gebraucht importierte als neu gekaufte Model 3 gibt. Das geht aus Daten hervor, die jetzt ein Ökonom bei dem Auto-Club FDM veröffentlichte. Demnach betrug die Zahl fabrikneu zugelassener Tesla Model 3 in dem Land von 2013 bis Ende Mai genau 10.268 Stück – und importiert wurden im gleichen Zeitraum 11.351 Model 3. Das Model Y dagegen kam insgesamt 10.330-mal als Neuwagen auf dänische Straßen und nur 3207-mal als gebrauchter Import.

20.000 deutsche Model 3 nicht in Bestand

Woher diese Tesla-Importe stammen, geht aus der dänischen Statistik nicht hervor, aber eine deutsche gibt Anhaltspunkte. Laut dem Auto-Analysten Matthias Schmidt wurden in Deutschland bis Ende März 2023 insgesamt 167.475 Elektroautos von Tesla neu zugelassen – im Bestand waren zum gleichen Stichtag aber nur 134.899. Allein gut 20.000 Model 3 sollen aus der Statistik verschwunden sein, was mehr als ausreichen würde, um die dänischen Gebrauchtzulassungen im ungefähr gleichen Zeitraum abzudecken.

Damit ist zwar nicht bewiesen, wäre aber durchaus denkbar, dass fast der gesamte Bestand gebraucht gekaufter Tesla Model 3 in Dänemark seine geförderte Erstzulassung in Deutschland hatte, also den beschriebenen „Move“ mitgemacht hat. Trotz der viel niedrigeren Import-Quote beim Model Y stammt auch der dänische Tesla-Bestand insgesamt zu nahezu der Hälfte aus Gebraucht-Importen, also möglicherweise aus Deutschland. Dass in Dänemark jetzt die Elektroauto-Neuzulassungen deutlich höher sind, kann man allerdings nicht mehr dem (mittlerweile zudem gesenkten) deutschen Umweltbonus zuschreiben.

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