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BMW-Manager: „Unsere Technologieoffenheit wird oft falsch interpretiert“

bmw-manager: „unsere technologieoffenheit wird oft falsch interpretiert“

Bild: BMW

BMWs Entwicklungsvorstand Frank Weber hat im Gespräch mit der Welt am Sonntag über die Antriebsstrategie der Bayern gesprochen. Der Premium-Autobauer stellt sich vorerst noch flexibel auf, indem er seine wichtigen Modelle sowohl als Verbrenner, Plug-in-Hybride sowie Elektroautos bauen kann.

Der Konzern forscht auch weiter an Wasserstoff-Elektromobilität und bringt in diesem Jahr eine kleine Testflotte von entsprechend angetriebenen SUV auf den Markt. So will BMW seine Fahrzeuge in den diversen Märkten mit der jeweils richtigen, also nachgefragten und gesetzeskonformen Technologie ausliefern können. Die Konkurrenten Audi und Mercedes haben dagegen bereits die mittelfristige Umstellung auf ein reines Stromer-Angebot mit dafür ausgelegten Plattformen eingeleitet.

„Der Ruf der Wettbewerber nach einem schnellen, klaren Schnitt ignoriert die Wünsche der Kunden“, meinte Weber. Die Konzerne seien Teil eines ökonomischen und politischen Systems. Es gehe auch um Rohstoffketten, Stromerzeugung und Verteilung. Das alles müsse „grün werden“, sonst bringe das Elektroauto nur überschaubare CO2-Vorteile. Hinzu komme, dass bei den Kunden die Sorge gebe, ob das Ladenetz ausreichen wird.

Dass BMW durch das weitere Vorantreiben mehrere Antriebsarten die Elektromobilität verschläft, glaubt man bei dem Konzern nicht. „Unsere Technologieoffenheit wird oft falsch interpretiert. Sie ist das Plädoyer dafür, dass technologischer Wandel, der eine gewisse Zeit in Anspruch nimmt, als Gesamtsystem gedacht wird“, so der Entwicklungschef. Alle Teile des Systems müssten sich verändern. Die Antriebsvielfalt sei für BMW „eine Art der Versicherung“, denn Industrien veränderten sich nicht über Nacht.

Auch BMW elektrifiziert sich

Auch mit seiner flexiblen Herangehensweise hat BMW in diesem Jahr ein großes E-Auto-Angebot: Sowohl die Luxus- und Oberklasselimousine 7er und 5er als auch das kompakte sowie das kleine SUV X3 und X1 gibt es in Vollstromer-Ausführungen. In China wird zudem eine nur mit Strom betriebene Variante der Mittelklasselimousine 3er verkauft. Hinzu kommen die Mittelklasselimousine i4 und das als Technologieträger entstandene große SUV iX.

Bis auf den iX fahren die Elektroautos alle auf Plattformen, mit denen auch Verbrenner und Teilzeitstromer realisiert werden. Das erfordert Kompromisse, insbesondere bei der Effizienz und Reichweite. Dennoch schneiden die E-Autos von BMW bei Tests und am Markt erfolgreich ab. Die Zukunft liegt bei der Marke aber ebenfalls in reinem E-Auto-Plattformen.

Zur Mitte des Jahrzehnts kommt das erste Modell auf der Plattform „Neue Klasse“ auf den Markt. Ursprünglich sollte die Architektur noch einen Verbrennungsmotor erlauben, das wurde später aber angesichts des sich abzeichnenden E-Mobilitäts-Booms abgesagt. Zum Start sind ein Modell ähnlich des aktuellen 3er und ein kompaktes SUV geplant.

„Mit der neuen Klasse heben wir unsere Technologie in eine neue Dimension“, erklärte Weber. Die Fahrzeuge würden mit einer Kilowattstunde Strom 25 Prozent weiter fahren als die bisherigen Modelle von BMW. „Das ist ein Hub für das System, den man vergleichen kann mit dem Übergang zur Direkteinspritzung beim Diesel vor einigen Jahren.“ Das Entwicklungsprojekt sei die „größte Investition in der Geschichte des Unternehmens“.

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