Die BMW M GmbH hegt und pflegt 14 echte M-Modelle: Coupés, Limousinen und SUVs. Ein “High-Performance”-Kombi fehlte im Sortiment zuletzt – der M5 Touring lief 2010 aus. Die Vakanz endete im Sommer 2022: mit dem M3 Touring. Er soll Funktionalität und rennsportliche Fahreindrücke vereinen – und dem Audi RS4 Avant sowie dem Mercedes-AMG C T-Modell den Marsch blasen. Ob er dazu in der Lage ist? Ein Testbericht.
Inhalt
© BMW
Der BMW M3 Touring im Schnellcheck
Stärken
- begeisternder Antritt
- Fahrdynamik & Handling
- Sound des 510 PS 6-Zylinders
- edles & praktisches Interieur
- familientaugliches Platzangebot
- alltagstaugliche Fahreigenschaften
Schwächen
- hoher Preis & Verbrauch
© BMW
Audi RS4 Avant und Mercedes-AMG C-Klasse T-Modell im Visier
Bisher hat BMW in der Mittelklasse das Feld der Performance-Kombis kampflos der heimischen Konkurrenz überlassen – zum Leidwesen der eigenen Anhänger. Jetzt ist die Zeit des Bangens und Hoffens vorüber. Seit Juni haben BMW- und “M”-Fans endlich ein Spielzeug, mit dem sie Audi und Mercedes traktieren können. Oder kann es sogar mehr? Sehen wir uns zunächst an, was die Konkurrenz zu bieten hat. Der 6-Zylinder-Biturbo im Audi RS4 Avant bearbeitet die Welle mit 450 PS und 600 Nm. 0-100 hakt er in 3,9 Sekunden ab, in der Spitze schafft er 290 km/h.
© BMW
6-Zylinder, Biturbo und 510 PS für 97.800 Euro
Doch kann ein Zweiliter-Vierzylinder eingefleischte Performance-Enthusiasten wirklich begeistern? Das muss sich erst zeigen; das C63 AMG S E Performance T-Modell kommt im Dezember in den Handel. Der M3 Touring dreht hingegen schon seine Runden: auf den einschlägigen Rennstrecken, auf Passstraßen und Autobahnen. Bewegt wird er vom M3 Competition und dem M xDrive sowie einer Leistung von 510 PS und 600 Nm (Kraftstoffverbrauch kombiniert WLTP: 10,4 Liter auf 100 km, 235 g/km CO2 und Effizienzklasse k.A.). Die Preise beginnen bei 97.800 Euro.
Gemessen an der nominellen Leistung hat der neue M3 Touring den RS4 Avant locker im Griff – gegen die 680 PS des C63 AMG S T-Modells kommt er scheinbar nicht an. Aber. Der M3 Competition ist ein waschechter Reihen-Sechszylinder mit 2.979 cm³ – und das hört und spürt man auf jedem Meter. So muss das Aggregat eines Performance-Kombis der Mittelklasse klingen. Leider werden diese Klänge bald der Vergangenheit angehören. Also genießen wir sie, so lange sie noch zu hören sind.
© BMW
M3 Competition xDrive: famoser Sound, bravouröser Antritt
Wer zu viel Geld übrig hat – und mit der Familie öfter einen Ausflug auf die Rennstrecke plant -, holt sich das “M Race Track”-Paket: für wohlfeile 15.100 Euro. Mit ihm wird der Kombi dank diverser Carbon-Teile – vom Dach bis zu den Schalensitzen – um 25 Kilo leichter; und in der Spitze um 30 km/h schneller. Außerdem stellt das Paket den Kombi vorne auf 19 und hinten auf 20 Zoll große Schmiederäder: die Farben und die Bereifung kann man sich aussuchen.
© BMW
“M Race Track”-Paket: sündteure aber superbe Sahnehaube
Vollendet wird das sündteure “M Race Track”-Paket im M3 Touring mit einer Keramikbremsanlage – allein sie kostet fast 9.000 Euro -, dem “BMW Live Cockpit Professional” samt Head-Up Display; und den speziellen “M Drive Professional”-Fahranalyse-Programm bzw. Anzeigen fürs digitale Cockpit. Mit ihnen kann man außerdem der Maschine aus der “S58”-Motorenreihe genau den Puls fühlen: bspw. den gegenüber dem Basismotor auf 89,4mm verkürzten Hüben der 6 Zylinder folgen; oder den beiden kleinen Mono-Scroll-Turboladern.
Die Gefahr, dass die Maschine überhitzt oder überfordert wird, besteht nicht. Das Aggregat ist für den Einsatz in der “GT3”-Klasse konzipiert: im echten Renneinsatz muss es ganz anderen Belastungen aushalten. Von den Erfahrungen der Rennstrecke inspiriert sind beim neuen M3 Touring auch die anderen Antriebs-Elemente: die 8-Gang-Wandlerautomatik und ihre “Drivelogic”-Schaltprogramme ebenso wie der “M xDrive”-Allradantrieb. Beide gestalten die faszinierende Dynamik des Kombis wesentlich mit.
Allradantrieb und Achtgang-Automatik als ideales Fahrdynamik-Doppel
Mit den drei Schaltprogrammen des “8-Gang M Steptronic”-Getriebes ist der M3 Touring sowohl auf der Rennstrecke wie auf der Urlaubsreise perfekt übersetzt. Der Allradantrieb sorgt mit dem aktiven M-Differenzial an der Hinterachse für Stabilität, beste Traktion und begeisternde Dynamik. Auch hier stehen drei Fahrprogramme zur Wahl, mit denen sich die verschiedensten Einsatzszenarien bespielen lassen. Ohne eine formidable Grundlage wären diese “High-Performance”-Bauteile jedoch kaum mehr als eine nette Spielerei.
Wie man eine grundsolide Fahrwerks-Basis schafft, wissen die Ingenieure der M GmbH mit nahezu 50 Jahren Erfahrung selbstredend. Der lange Radstand des 3er Touring ist die ideale Ausgangslage: für den M3 Touring wurde er um 6 Millimeter gestreckt. Die vordere und hintere Spurweite hat man noch deutlicher erhöht: um rund 4 respektive 5 Zentimeter. Außerdem haben die M-Ingenieure den Vorder- bzw. Hinterwagen mit Streben versteift: und das Gewicht exakt im Verhältnis 50 zu 50 auf die Achsen verteilt.
© BMW
M3 Touring – auch praktisch und komfortabel veranlagt
Beim M3 Touring kommt jedoch noch eine weitere Anforderung hinzu. Bei einem Familien-Kombi darf der Fahr- und Federungskomfort nicht zu kurz kommen. Die Kombination von rennsportlicher Dynamik und alltagstauglichem Komfort gelingt mit dem adaptiven M Fahrwerk und seinen elektronisch geregelten Stoßdämpfern. Ebenso erfolgreich gestaltet sich die Verbindung von Rennsport- und Alltagseinsatz beim In- und Exterieur. Das gute Platzangebot übernimmt der M3 Touring vom 3er Touring; ebenso den 500 bis 1.510 Liter großen Kofferraum.
Die Heckklappe öffnet beim M3 Touring ab Werk automatisch, die Heckscheibe separat; ein Staufach unter den Laderaumboden und Gepäckraumabtrennnetze schaffen Ordnung. Zum Ziehen eines Anhängers taugt der M3 Touring indes nicht: ein praktischer Mangel – aber eine ästhetische Notwendigkeit. An einem austrainierten Performance-Kombi hat einfach kein Schuhkarton zu hängen. Ein hochwertig ausgestatteter Innenraum ist hingegen willkommen. Den liefert der Sportkombi ab Werk, u.a. mit Ledersportsitzen, einer 3-Zonen-Klimaautomatik und dem Navigationssystem “BMW Live Cockpit Plus”.
Technische Daten des BMW M3 Touring |
||
---|---|---|
PS-Anzahl: | 510 PS | |
kW-Anzahl: | 375 kW | |
Antriebsart: | 4×4-Antrieb | |
Getriebeart: | Automatik mit manuellem Modus | |
Kraftstoffart: | Benzin | |
Verbrauch (kombiniert) Benzin: | 10,3 l/100 km | |
CO₂-Emission | 232 g/km | |
Abgasnorm: | Euro 6 D (grüne Feinstaub-Plakette) | |
Listenpreis: | ab 97.800 Euro | |
Stand der Daten: | 19.12.2022 |
Konkurrenzmodelle
Neben dem neuen BMW M3 Touring stehen in unserem Onlineshop zahlreiche weitere sportliche Neuwagen aus der Mittelklasse. Zum Beispiel der Audi RS4 Avant ab 74.209 Euro und 15 %, das Mercedes C-Klasse T-Modell AMG 43 ab 64.808 Euro und 13 %; oder der Porsche Panamera Sport Turismo ab 101.174 Euro und 7 % Neuwagenrabatt. Mit unserer Finanzierung werden aus den hohen Rabatten kleine Raten, mit unserem Autoleasing bereits ab einer effektiven Verzinsung von 1,9 %.
Unser Fazit zum BMW M3 Touring
MeinAuto.de-Redakteur: Norbert Auer | 19.12.2022
Endlich ist es wieder so weit. BMW hat einen Hochleistungs-Kombi. Bei der Konkurrenz wird der neue M3 Touring weniger gut ankommen. Der 510 PS starke 6-Zylinder sucht seines Gleichen, ebenso der Sound und das Handling des Kombis. Bei aller Dynamik hat BMW nicht auf die Alltags- und Familientauglichkeit vergessen. Nur der Preis dürfte die meisten Familien-Etats sprengen. Bei MeinAuto.de startet BMWs M-Kombi ab 90.645 Euro – 9 % bzw. fast 8.400 Euro unter dem Listenpreis des Herstellers.
5 von 5 Punkten