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BMW i Vision Circular: Van-artiger Kleinwagen auf der IAA

Futuristische Studie soll Ansätze zu einem komplett recyclingfähigen Auto zeigen

bmw i vision circular: van-artiger kleinwagen auf der iaa

Eine Studie für den Sankt-Nimmerleins-Tag ist der BMW i Vision Circular zwar nicht – aber fast. Das Auto soll einen Ausblick geben auf einen Elektro-Kleinwagen für das Jahr 2040. Der rund vier Meter lange Viersitzer hat deutlichen Van-Charakter und ähnelt insofern dem BMW i3.

Doch wie der Name Circular schon aussagt, geht es hier vor allem um die Kreislaufwirtschaft (Circular Economy). Aktuell werden Fahrzeuge des BMW-Konzerns im Durchschnitt zu knapp 30 Prozent aus recycelten Materialien gefertigt. Mit dem Ansatz Secondary First soll dieser Wert sukzessive auf 50 Prozent ausgebaut werden. Einen großen Schritt machen will BMW hier mit der für 2025 angekündigten Neuen Klasse.

Bei der Designstudie Circular wollte BMW ein Auto mit einer Recyclingquote von 100 Prozent konzipieren. Dafür kommen neben biobasierten Rohstoffen vor allem Sekundärmaterialien wie Recycling-Aluminium und wiederverwerteter Stahl zum Einsatz.

bmw i vision circular: van-artiger kleinwagen auf der iaa

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Das Recycling-Konzept gilt sogar für die Batterie: Der Circular soll eine Festkörpertoffbatterie besitzen, die BMW ja schon im Jahr 2030 bringen will (siehe der oben verlinkte Artikel zur Neuen Klasse). Die beim Circular verwendete soll nahezu vollständig aus recycelten Materialien hergestellt und zu 100 Prozent recyclingfähig sein. Gleichzeitig soll sie aber auch eine deutlich höhere Energiedichte erzielen – ein hehres Ziel.

Zudem verzichtet die Studie auf Außenlacke, Leder und Chrom. Um das Recycling zu erleichtern, sind auch Verklebungen und Verbundwerkstoffe tabu. Stattdessen werden Kordeln, Knöpfe und ein eigens entwickelter Schnellverschluss (“Joyful Fusion”) genutzt.

bmw i vision circular: van-artiger kleinwagen auf der iaa Dieser eigens entwickelte Schnellverschluss lässt sich per Steckschlüssel einfach wieder öffnen

An der Front wurde zur Vermeidung von Chrom auf die traditionelle Gestaltung der Niere mit Chrom-Rahmen mit Chrom-Stäben verzichtet und stattdessen die Niere als digitale Fläche interpretiert. Diese Flächen ziehen sich über die gesamte Breite und schließen die Scheinwerfer mit ein. Einziges Schmuckelement der Front ist eine dezente Liniengrafik auf den Nierenflächen.

bmw i vision circular: van-artiger kleinwagen auf der iaa

Eine “Sensorinsel” zwischen den beiden Nierenelementen versammelt Technik für eine einfache Demontage in einem einzeln entnehmbaren Element. Der darunter liegende Stoßfängerbereich ist aus recyceltem Kunststoff mit einer hochwertigen, marmorierten Oberfläche gefertigt.

bmw i vision circular: van-artiger kleinwagen auf der iaa

Die Seitenansicht erinnert deutlich an Vans; die Aerodynamik dürfte der Grund für die sacht ansteigende Front ohne Fronthaube sein. Allerdings sind die Räder etwas ausgestellt. Statt einer Chromleiste umrahmt eine schmale digitale Fläche die Fenster, die auch als Display und Bedienfläche dient. Das Fahrzeug könnte hier über seinen Status informieren oder leitet, sobald der Nutzer sich nähert, dessen Hände per Lichtsignal zum Türöffner. Auf eine Berührung hin öffnen sich die beiden Portaltüren gegenläufig.

bmw i vision circular: van-artiger kleinwagen auf der iaa

Die Karosserie aus Sekundär-Aluminium wurde nicht lackiert, sondern in einem Bronzeton eloxiert. Das Heck dagegen besteht aus Stahl, dessen blaue Farbe durch eine Hitzebehandlung entsteht. Der obere Teil des Hecks besteht aus dunkel getöntem Glas, in das auch die Anzeigen und Rückleuchten integriert sind. Ganz unten gibt es wieder einen Stoßfänger aus Recycling-Kunststoff.

Die Felgen sind unter minimalem Materialeinsatz gestaltet und gefertigt. Maximale Durchlässigkeit in der Felgenmitte kühlt zudem die Bremsen, während die eher geschlossenen Flächen im Außenbereich für aerodynamische Effizienz sorgen. Befestigt werden die Räder über
den erwähnten Schnellverschluss in der Mitte.

bmw i vision circular: van-artiger kleinwagen auf der iaa

Innen scheinen die Frontinsassen nahezu unter freiem Himmel zu sitzen. Vorne nimmt man auf separaten Lounge-Sesseln mit integrierter Kopfstütze Platz. Die Polsterung mit samtener Anmutung besteht aus rezykliertem Kunststoff. Die Sitze stehen auf einem schlanken “Monopost”, der sich in Längsrichtung verstellen lässt. In Kombination mit dem Wegfall der Mittelkonsole entsteht damit eine Menge Beinfreiheit für die Fondpassagiere. Die Sitzbezüge sind wieder mit dem erwähnten Schnellverschluss auf der Rückseite zusammengefügt, so dass sich beim Recycling Metall und Textil einfach trennen lassen.

Aus der Instrumententafel wird eine schwebende, V-förmig in den Innenraum hineinragende Skulptur. Ihr Zentrum besteht aus einem 3-D-gedruckten, kristallinen Körper, durchzogen von nervenähnlichen Strukturen und einer spannenden Lichtinszenierung. Hier sollen die “Gedankenströme” des Fahrzeugs sichtbar werden, man wirft quasi einen Blick ins Hirn des Fahrzeugs. Die Instrumententafel ist jedoch ebenso auch Interaktionsfläche. Der
kristalline Körper ist beidseitig von natürlich behandeltem Holz eingefasst.

Anstelle von Displays gibt es im unteren Bereich der Windschutzscheibe eine Informationsfläche, das eine weiterentwickelte Form eines Head-up-Displays darstellt. Fahrdaten finden sich hier ebenso wie Kommunikations- und Entertainmentangebote für die Mitfahrerinnen und Mitfahrer. Gesteuert wird das Ganze über Interaktionsflächen im Lenkrad.

Das Lenkrad (ja, es gibt eines, vom autonomen Fahren ist hier mal nur am Rande die Rede) soll aus Holzpulver im 3D-Druck produziert werden. In der horizontalen Speiche ist ein weiteres Display integriert.

Weitere Infos zum Thema Kreislaufwirtschaft will BMW im Rahmen der IAA Mobility anbieten – in einem BMW Circular Lab sollen die Besucher das Thema auf spielerische Weise entdecken. Ebenfalls auf der IAA zu sehen sind vier weitere Designstudien, darunter das Highspeed-Pedelec Amby und das Roller-Motorrad CE 02.

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