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BMW-Chef spricht sich für E-Fuels aus

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„Neue Klasse“: BMW-Chef Oliver Zipse in der Bilanzpressekonferenz

Viel ist in der BMW-Bilanzpressekonferenz an diesem Mittwoch von der Elektromobilität die Rede. Der Münchner Autohersteller hat im vergangenen Jahr mit 215.000 vollelektrischen Fahrzeugen doppelt so viel verkauft wie im Vorjahr und will „das Tempo weiter anziehen“, wie Vorstandschef Oliver Zipse ankündigt. Neben ihm auf der abgedunkelten Bühne stehen der wuchtige BMW i7 und der kantige BMW iX1 – es sind zwei neue Modelle der immer größer werdenden Elektroflotte. Also alles künftig nur noch mit Stecker?

Gewiss nicht. Denn auf die Frage, ob in Europa klimaneutrale synthetische Kraftstoffe auch nach 2035 in Verbrennungsmotoren eingesetzt werden sollten, gibt sich der BMW-Chef durchaus auch als Bewahrer des Status-quo zu erkennen. Heute hätten die Kunden die Wahl aus fünf Antriebsformen, sagt Zipse, und zählt neben den voll- und teilelektrischen Varianten sowie Diesel- und Ottomotor auch den Wasserstoffantrieb dazu.

Es sei nicht sinnvoll, im Jahr 2035 vier von fünf Antriebsarten einfach abzuschalten, denn damit begebe sich die Industrie in eine neue, gefährliche Abhängigkeit, was die Rohstoffe für die Batterieautos angehe. „Vielfalt bedeutet Resilienz“, lautet Zipses Parole. Und nebenbei schürt er Zweifel, ob es gelingen wird, bis 2035 die komplette Ladeinfrastruktur für die Elektromobilität bereitzustellen. Tatsächlich wächst das Angebot der Steckdosenautos erkennbar schneller als das der dafür nötigen Ladesäulen.

Kein Widerspruch zur Elektrifizierung

Für Zipse ist das Bekenntnis zu den E-Fuels kein Widerspruch zur Elektrifizierung. Und so springt der BMW-Chef in der aktuellen Diskussion dem Volkswagen-Chef Oliver Blume bei, der sich vor allem in seiner Rolle als Porsche-Chef um Ausnahmen vom eigentlich schon ausgemachten Verbrennerverbot in der EU ab 2035 einsetzt: „Es gibt keine andere Weltregion, die ein Verbot dieser Antriebstechnik plant.“

Bei BMW rechnet der Vorstand in diesem Jahr mit einem Absatzwachstum, das bevorzugt im oberen Fahrzeugsegment um einen mittleren zweistelligen Prozentsatz steigen soll. Treiber sollen selbstverständlich auch neue Elektromodelle sein. Ihr Anteil am Gesamtverkauf soll von zuletzt 9 Prozent auf 15 Prozent zulegen, was ein Wachstum im oberen zweistelligen Prozentbereich erforderlich macht.

Vom Jahr 2025 an wird dann die sogenannte Neue Klasse den Schwerpunkt des Antriebs noch einmal mehr auf die E-Mobilität verschieben. Dann sollen im neuen Werk im ungarischen Debrecen die ersten vollelektrischen Limousinen im Format des BMW 3er vom Band rollen. Dazu setzt BMW auf einen Baukasten, für den erstmals eine 800-Volt-Antriebsarchitektur entwickelt wird und in dem Batterien mit Rundzellen zum Einsatz kommen.

1 Milliarde Euro für eine Fabrik für Hochvoltbatterien

Von den neuartigen Zellen verspricht sich Finanzvorstand Nicolas Peter nicht nur eine deutlich verkürzte Ladezeit, sondern auch um 50 Prozent niedrigere Kosten. Die sechste Generation des Elektroantriebs wird die Stromer laut Peter bei Kosten und Marge auf das Niveau der Verbrenner bringen. In Debrecen, der zweitgrößten ungarischen Stadt, die an der Grenze zu Rumänien liegt, investiert BMW knapp 1 Milliarde Euro in eine Fabrik für Hochvoltbatterien. Mindestens sechs Modelle der Neuen Klasse sind im vo­lumenstarken Mittelklassesegment ge­plant.

Mit der Hinwendung zum Elektroantrieb liegt BMW im automobilen Mainstream. Doch auch wenn bereits deutlich vor dem Jahr 2030 mehr als die Hälfte aller verkauften BMW vollelek­trisch fahren werden, schreibt die Führungsetage in der „Vierzylinder“ genannten BMW-Zentrale den Verbrenner nicht ab. „Wir sind fest überzeugt von einer Koexistenz in den nächsten zehn Jahren“, sagt Entwicklungsvorstand Frank Weber.

Die Neue Klasse soll zudem für den Wasserstoffantrieb vorbereitet sein. Gerade erst hat BMW eine Kleinserie des aktuellen X5 mit Brennstoffzellen-Antrieb aufgelegt. „Für uns ergänzen wasserstoff-elektrische Fahrzeuge die E-Mobilität auf sinnvolle Weise, wenn auch mit zeitlicher Verzögerung“, sagt Zipse. Und Weber nennt ein entsprechendes Tankstellen-Netz als Voraussetzung. Bislang gibt es in Deutschland nur rund 100 Wasserstoff-Tankstellen und die sind auf den Schwerlastverkehr ausgerichtet. In der zweiten Hälfte des Jahrzehnts will BMW reif für eine Se­rienproduktion sein.

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