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Bequem und günstig reisen mit dem Mini-Camper

Sie sind eine beliebte Alternative zum Zelt. Manche rüsten einen Hochdachkombi oder Van um. Profis erklären, welche Regeln dabei einzuhalten sind.

bequem und günstig reisen mit dem mini-camper

Pragmatischer Urlaub: Ein zum kleinen Zuhause auf Zeit umgebauter klassischer Kleintransporter hat viele Fans. © Christin Klose/dpa

Der Begriff „Tiny Camper“, also Mini-Camper, kommt aus den USA. Dafür werden Autos – populär sind Hochdachkombis wie der VW Caddy oder der Citroën Berlingo – mit Schlafplatz und Sitzgelegenheit, Klapptisch und Kocher ausgestattet. Teilweise ist sogar Wasserversorgung an Bord.

Aber das geringe Platzangebot setzt Grenzen. Was man beim Umbau leicht selber machen kann und wo besser Fachleute ran müssen, erklären Rafael Mans, der Fachbücher über zum Thema schreibt, Mirco Lohmann vom Tüv Nord und Timo Großhans von der Zeitschrift Caravaning.

Matratze rein und los – reicht das?

Nicht bei allen Hochdachkombis kann man die Sitze zu einer flachen Liegefläche umklappen, sondern man muss sie ausbauen. Faltbare Matratzen können tagsüber zur Sitzgelegenheit werden. Minimallösung bei der Wasserversorgung sind PET-Flaschen aus dem Supermarkt.

Beim Strom kann es eine Powerbank sein, gespeist von einem faltbaren Solarpanel. Das reicht dann fürs Handyaufladen. Für mehr braucht man dann eine wasserfeste Kabeltrommel, die man mit Landstrom verbindet – also zum Beispiel mit der Steckdose auf einem Campingplatz. Manche komplette Campingbox etwa verfügt auch über Wasserkanister und Hahn.

Wo gibt es gesetzliche Stolperfallen beim Umbau?

Mirco Lohmann vom Tüv Nord rät, unbedingt vor dem Umbaubeginn mit einer Prüfstelle in Verbindung zu treten. „Unsere Beratung ist rechtssicher. Und wir beißen nicht.“ So können Einsteiger und Bastelprofis ihre Projekte planungssicher umsetzen – und müssen nachher nichts entfernen oder aufwendig umbauen, falls etwas nicht rechtskonform sein sollte – etwa in Bezug auf das Gewicht.

Wann den Mini-Camper als Wohnmobil zulassen?

Für die Klasse „Sonstiges Kraftfahrzeug – Wohnmobil“ gibt es besondere Steuersätze. Je nach Schadstoffklasse kann man hier Geld sparen. Unter Umständen macht die Ummeldung auch die Versicherung günstiger. Dafür gibt es vier gesetzliche Mindestanforderungen: einen Tisch mit Sitzgelegenheit (der Tisch darf abnehmbar oder abklappbar sein), eine ebene Liegefläche für mindestens eine Person (der Autositz zählt nicht).

Zudem müssen ein Schrank oder Stauraum und eine fest eingebaute Kochgelegenheit vorhanden sein. Wenn die Fahrzeugart zum Wohnmobil geändert werden soll, muss das sogenannte Leergewicht neu bestimmt werden. Leergewicht plus maximale Zuladung ergeben das Gesamtgewicht. Erfolgt die Neubestimmung nicht, läuft man Gefahr, das zulässige Gesamtgewicht zu überschreiten. Das kann teuer werden. „Hat man also beim Ausbau zu viel Gewicht eingebaut, gibt es ein Problem“, sagt Mirco Lohmann vom Tüv Nord.

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Koch- und Schlafgelegenheit im Hochdachkombi bieten Hersteller wie VW auf Wunsch auch ab Werk an. © Volkswagen Nutzfahrzeuge/dpa

Was kann ich selber machen, wo sollten Profis ran?

„Das Thema Kochmöglichkeit wird von unseren Kunden oft unterschätzt“, sagt Mirco Lohmann. Jede Art von Kocher muss ein CE-Prüfzeichen haben. Damit wird bestätigt, dass das Produkt den EU-Sicherheitsanforderungen entspricht. Ganz wichtig ist, dass die Verwendung eines Gaskartuschenkochers gesetzlich nur außerhalb des Fahrzeugs erlaubt ist. Eine einfache Lösung sind Teleskopschienen, die man so weit herausziehen kann, dass der Kocher sich außerhalb des Mobils befindet und somit genutzt werden darf.

Für Elektroinstallationen in Wohnmobilen gibt es VDE-Normen, also die allgemein anerkannten Regeln der Technik. Eine Auslegung der elektrischen Anlage nach diesen Vorgaben wird natürlich empfohlen, sagt Lohmann. „Denn wir denken ganz viel in Worst-Case-Szenarien.“ Werden VDE-Normen nicht eingehalten, kann das im Brandfall durch Kurzschlüsse oder Überlastungen auch rechtliche Konsequenzen haben – zum Beispiel in Bezug auf die Haftung.

Was machen Tiny-Camper-Fans, die die schnelle Lösung wollen?

Für die Ungeduldigen und handwerklich weniger Begabten gibt es Campingboxen. Das sind vorgefertigte Module mit Schubladenauszug und Bett zum Ausklappen. Damit kann aus einem Kombi im Handumdrehen ein Campingfahrzeug werden. Solche Boxen gibt es in vielen Preisklassen und Vorfertigungen, von der Baumarktlösung mit Selbstmontage für rund 360 Euro bis zur Luxusversion mit vollwertiger Heckküche, Gaskocher, fließend Wasser und Spüle für rund 4.000 Euro.

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Mit solchen Ausfahrmodulen lassen sich aus „normalen“ Autos campingtaugliche Gefährte machen. © Mycamperbox/dpa

Auch Sachsen sind auf diesem Markt vertreten. So vermarktet beispielsweise der ostsächsische Unternehmer Marcel Graf eine Campingbox unter dem Namen Ebicos.

Welche praktischen Tipps gibt es für den Alltag im Mini-Camper?

Kostengünstig und praktisch sind Moskitonetze mit Magnetverschluss, wie man sie von der Terrassentür kennt. Sie lassen sich umfunktionieren und in eine Schiebetüröffnung montieren. Nach dem Durchgehen kann sich das Netz von selbst schließen.

Wer einen Hochdachkombi speziell für den Umbau sucht, kann dabei nach einem Modell mit Leiterklappe Ausschau halten. Das ist eine Öffnung am Heck, über die Handwerker Leitern aufrecht transportieren können. „Das bringt ordentlich Luft und Licht in den kleinen Kombi, und man kann nachts den Sternenhimmel betrachten“, sagt Fachbuchautor Rafael Mans.

Übernachten: Parkplatz oder Campingplatz?

„Die meisten, die mit solchen Mini-Campern unterwegs sind, gehen auf Campingplätze. Wegen der Infrastruktur, also Toiletten und Dusche“ so Timo Großhans. Über Nacht auf einem Parkplatz parken darf man in Deutschland nur, um die Fahrtüchtigkeit wiederherzustellen. In der Regel muss man also am Morgen weiterziehen.

Auch wenn der Bewegungsspielraum im Camper gering ist: Campingaktivitäten wie Grillen oder das Aufspannen einer Markise sind dann nicht erlaubt. Außerhalb eines Campingplatzes ist man „mit dem Tiny Camper, vor allem außerhalb Deutschlands, schnell in einer Grauzone“, so Großhans. „Oder es ist nicht erlaubt.“ (dpa)

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