Großspurig: Das SUV-Modell Bentley Bentayga während der Qualitätskontrolle in einer britischen Fabrik
Der britische Autohersteller Bentley hat ein Rekordergebnis erzielt, was an der Vorliebe seiner Kunden zu immer teureren Sonderausstattungen liegt, die höhere Gewinnmargen erlauben. Die zum Volkswagen-Konzern gehörende Luxusmarke verkaufte im vergangenen Jahr erstmals mehr als 15.000 Fahrzeuge, wobei das beliebteste Modell der vierradgetriebene SUV Bentayga ist. Die Zahl der verkauften Autos stieg um 4 Prozent. Den Umsatz konnte Bentley aber um gut ein Fünftel auf 3,4 Milliarden Pfund (3,9 Milliarden Euro) steigern. Der Gewinn wuchs sogar auf 708 Millionen Pfund, etwa 80 Prozent mehr als im Vorjahr.
Auch der noch exklusivere Konkurrent Rolls-Royce macht die Erfahrung, dass der Trend zu Luxus- und Sonderanfertigungen den Umsatz und die Gewinne treibt. Der durchschnittliche Preis eines Rolls-Royce kam vergangenes Jahr erstmals auf gut 500.000 Pfund. Rolls-Royce verkaufte 2022 erstmals mehr als 6000 Autos und kam auf gut 3 Milliarden Pfund Umsatz, Angaben zum Gewinn macht die BMW-Tochtergesellschaft nicht.
Prognose: Weniger Fahrzeuge, mehr Umsatz
Bentley habe 2022 „die beste Zeit innerhalb der schlechtesten Zeit“ gehabt, sagte Hallmark mit Verweis auf den Krieg in der Ukraine, wo Bentley-Zulieferer sitzen, und die globalen Halbleiter-Lieferengpässe, die fast zu einer monatelangen Schließung von Bentley-Fabriken und Stillstand geführt hätten. Letztlich aber konnte der Autohersteller doch Vollgas geben. Die 15.000 Fahrzeuge, die Bentley 2022 produzierte, seien dann auch die Kapazitätsobergrenze gewesen. „Wir hätten nicht mehr herstellen können“, so Hallmark. Ein Großteil der Arbeiter in den Werken mache schon Überstunden. Bentley verkauft recht gleichmäßig in der ganzen Welt, Amerika hat einen Anteil von 28 Prozent am Absatz, gefolgt von China und Hongkong (24 Prozent) und Kontinentaleuropa (19 Prozent). Wie auch bei Rolls-Royce hat der Nahe Osten gut ein Zehntel Marktanteil, ein Zehntel der neuen Bentleys fährt auf den britischen Inseln.
In diesem Jahrzehnt steht für Bentley eine große technische Wende an, der Umbau vom weltweit größten Produzenten von Zwölfzylindermotoren zum reinen Elektroautohersteller. Ab 2025 wird Bentley fünf neue Elektromodelle vorstellen. Bis 2030 soll die gesamte Flotte auf Elektroantriebe umgestellt sein. Den „Tod des Zwölfzylinders“ sähen manche zwar durchaus ambivalent, sagte Hallmark. Letztlich wollte es eine wachsende Mehrheit der Kunden aber so.