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Bentley mit Rekordergebnis dank Luxustrends

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Großspurig: Das SUV-Modell Bentley Bentayga während der Qualitätskontrolle in einer britischen Fabrik

Der britische Autohersteller Bentley hat ein Rekordergebnis erzielt, was an der Vorliebe seiner Kunden zu immer teureren Sonderausstattungen liegt, die höhere Gewinnmargen erlauben. Die zum Volkswagen-Konzern gehörende Luxusmarke verkaufte im vergangenen Jahr erstmals mehr als 15.000 Fahrzeuge, wobei das beliebteste Modell der vierradgetriebene SUV Bentayga ist. Die Zahl der verkauften Autos stieg um 4 Prozent. Den Umsatz konnte Bentley aber um gut ein Fünftel auf 3,4 Milliarden Pfund (3,9 Milliarden Euro) steigern. Der Ge­winn wuchs sogar auf 708 Millionen Pfund, etwa 80 Prozent mehr als im Vorjahr.

Entscheidend für den Erfolg sei, dass die Kunden immer teurere Ausstattungen bestellten. „Unsere Kunden wählen immer hochwertigere Autos“, betonte Vorstandschef Adrian Hallmark vor Journalisten. Als Beispiele für Luxusausstattungen nannte er besondere Sitzpolster mit einer Seidennahtstickerei mit exakt 310.675 Stichen und 2,8 Kilometern Seidenfaden oder das rotierende Armaturenbrett. Man habe erwartet, dass nur ein kleiner Teil der Kunden diese teuren Varianten wähle. Tatsächlich bestellten fast 90 Prozent die Luxusversion zum Aufpreis von mehr als 10.000 Pfund. Im Durchschnitt lassen sich die Kunden ihren Bentley nun deutlich mehr als 200.000 Pfund kosten. Das SUV Bentayga, den gut 40 Prozent der Kunden kaufen, startet bei 160.000 Pfund. Noch etwas teurer sind die Limousine Continental oder die sportliche, PS-starke Flying Spur. Bentley verkaufte letztes Jahr zwanzig maßgeschneiderte Sammlerstücke für mehr als 2 Millionen Pfund.

Auch der noch exklusivere Konkurrent Rolls-Royce macht die Erfahrung, dass der Trend zu Luxus- und Sonderanfertigungen den Umsatz und die Gewinne treibt. Der durchschnittliche Preis eines Rolls-Royce kam vergangenes Jahr erstmals auf gut 500.000 Pfund. Rolls-Royce verkaufte 2022 erstmals mehr als 6000 Autos und kam auf gut 3 Milliarden Pfund Umsatz, Angaben zum Gewinn macht die BMW-Tochtergesellschaft nicht.

Prognose: Weniger Fahrzeuge, mehr Umsatz

Bentley habe 2022 „die beste Zeit innerhalb der schlechtesten Zeit“ gehabt, sagte Hallmark mit Verweis auf den Krieg in der Ukraine, wo Bentley-Zulieferer sitzen, und die globalen Halbleiter-Lieferengpässe, die fast zu einer monatelangen Schließung von Bentley-Fabriken und Stillstand geführt hätten. Letztlich aber konnte der Autohersteller doch Vollgas geben. Die 15.000 Fahrzeuge, die Bentley 2022 produzierte, seien dann auch die Kapazitätsobergrenze gewesen. „Wir hätten nicht mehr herstellen können“, so Hallmark. Ein Großteil der Arbeiter in den Werken mache schon Überstunden. Bentley verkauft recht gleichmäßig in der ganzen Welt, Amerika hat einen Anteil von 28 Prozent am Absatz, gefolgt von China und Hongkong (24 Prozent) und Kontinentaleuropa (19 Prozent). Wie auch bei Rolls-Royce hat der Nahe Osten gut ein Zehntel Marktanteil, ein Zehntel der neuen Bentleys fährt auf den britischen Inseln.

Für die nächsten drei Jahre erwartet Hallmark kein Volumenwachstum, sondern eher leicht sinkende Fahrzeugzahlen. Dennoch sollen Umsatz und Gewinne aber weiter steigen, erwartet der Bentley-Chef, da der Trend zu teureren Mo­dellen und Ausstattungen weitergehe. Das zeige schon das Auftragsbuch. Derzeit habe man den zweithöchsten Orderbestand der Unternehmensgeschichte. Gegenüber 2018, als Hallmark den Chefposten bei Bentley übernahm, hat sich die Lage der mehr als hundertjährigen Luxusmarke radikal verbessert. Damals setzte das Traditionsunternehmen aus Crewe südlich von Manchester weniger als 10.000 Autos ab. „Der Tiefpunkt“, wie Hallmark erinnert. Seitdem habe das Unternehmen eine Ertragswende in Höhe von umgerechnet fast einer Milliarde Euro erzielt.

In diesem Jahrzehnt steht für Bentley eine große technische Wende an, der Umbau vom weltweit größten Produzenten von Zwölfzylindermotoren zum reinen Elektroautohersteller. Ab 2025 wird Bentley fünf neue Elektromodelle vorstellen. Bis 2030 soll die gesamte Flotte auf Elektroantriebe umgestellt sein. Den „Tod des Zwölfzylinders“ sähen manche zwar durchaus ambivalent, sagte Hallmark. Letztlich wollte es eine wachsende Mehrheit der Kunden aber so.

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