Audi

Finanzen

Geo

Volkswagen

Wirtschaft

Wirtschafts-nachrichten

BASF, Sion, Audi, Volkswagen, Georg Picard, Axel Springer, Rohstoffrallye - das war Freitag, 24.02.2023

basf, sion, audi, volkswagen, georg picard, axel springer, rohstoffrallye - das war freitag, 24.02.2023

BASF, Sion, Audi, Volkswagen, Georg Picard, Axel Springer, Rohstoffrallye – das war Freitag, 24.02.2023

Liebe Leserin, lieber Leser,

insgesamt 2600 der weltweit 111.000 Stellen sollen wegfallen, knapp zwei Drittel davon in Deutschland. Zusätzlich werden mehrere energieintensive Produktionsanlagen geschlossen. Das sind die ernüchternden Details des Sparprogramms, die BASF-Chef Martin Brudermüller heute verkündete.

Der größte Chemiekonzern der Welt steht unter Druck. Explodierende Energiekosten in Europa und milliardenschwere Abschreibungen auf die Öl- und Gastochter Wintershall Dea brockten dem Unternehmen im Geschäftsjahr 2022 einen Verlust in Höhe von 627 Millionen Euro ein, nach einem Gewinn von 5,5 Milliarden Euro im Jahr zuvor. Bei der Bilanzpressekonferenz gab sich Brudermüller alle Mühe, trotzdem gute Stimmung zu verbreiten, wie meine Kollegin Eva Buchhorn schreibt. “Ludwigshafen wird der größte und am stärksten integrierte Standort in der BASF-Gruppe bleiben”, versichert der Konzernchef.

Das manager magazin fasst den Tag für Sie zusammen: Die wichtigsten Wirtschaftsnachrichten im Überblick als Newsletter. Jetzt kostenfrei abonnieren.

Bei den Arbeitnehmervertretern verfangen die Beschwichtigungsmaßnahmen des Topmanagements kaum, denn Stellenstreichungen sind für die Belegschaft ein Novum. “Anlagen abzubauen und Stellen zu streichen ist noch kein Konzept für eine erfolgreiche Zukunft”, kritisierte der IGBCE-Vorsitzende und BASF-Aufsichtsrat Michael Vassiliadis. Der Standort Ludwigshafen stehe vor seiner ganz eigenen Zeitenwende.

Dafür spricht auch, dass Brudermüller nicht müde wird, die mangelnde Wettbewerbsfähigkeit Europas zu kritisieren und seine Entscheidung für den Standort im chinesischen Zhanjiang zu verteidigen. Dabei ist auch der BASF-Vorstand über die China-Strategie nicht einig. Erst vor wenigen Tagen schmiss Vorständin Saori Dubourg ihren Posten hin, wie wir Ihnen an dieser Stelle berichtet hatten. Warum Brudermüller an der umstrittenen Expansion festhält, wie Vorständin Melanie Maas-Brunner den globalen Call empfunden hat und was Arbeitnehmervertreter Vassiliadis fordert, erfahren Sie hier: “Eine extrem schwierige Zeit – als BASF und in Europa.”

Die Wirtschaftsnews des Tages:

  • Wirtschaft schrumpft stärker als erwartet: Das Statistische Bundesamt hat seine Schätzung für die deutsche Wirtschaftsleistung im vierten Quartal 2022 revidiert. Das Bruttoinlandsprodukt ist gegenüber dem Vorquartal um 0,4 Prozent gesunken und nicht nur um 0,2 Prozent. Die hohe Inflation belastete vor allem den privaten Konsum, auch die Investitionen der Unternehmen gingen weiter zurück. Im ersten Quartal 2023 droht ebenfalls ein Rückgang der Wirtschaftsleistung, damit würde Deutschland in eine Rezession rutschen. Einen besonders tiefen Absturz der Wirtschaft erwarten Ökonomen allerdings nicht.

  • Aus für das Solarauto-Projekt Sion: Das Münchner Unternehmen Sono Motors stellt die Entwicklung seines Solarautos Sion ein. Laut Mitgründer Laurin Hahn konnten die Investoren nicht davon überzeugt werden, in ein kapitalintensives Hardwareprodukt zu investieren. Die Sono-Gründer hatten zuvor versucht, ihr Projekt mithilfe von Vorreservierungen und Anzahlungen zu retten. Doch sie bekamen lediglich Zusagen für rund die Hälfte der benötigten 100 Millionen Euro. Das Start-up will sich nun auf das Geschäft mit Solarzellen für Fahrzeuge anderer Hersteller konzentrieren.

  • Lieber selbst bauen als kooperieren: Der Autokonzern Volkswagen will in den USA unter der wiederbelebten Marke Scout in das Pickup-Geschäft einsteigen. Dafür wollte VW eigentlich mit einem Auftragsfertiger kooperieren. Nach Informationen unsere Kollegen Christoph Seyerlein plant der Autobauer nun aber ein Werk in Eigenregie.

  • Lieber Einkauf als Entwicklung: Ex-BMW-Managerin Renate Vachenauer wird neue Einkaufschefin bei Audi. Vachenauer ist seit zwei Jahren für die Entwicklung zuständig. Zum 1. April übernimmt sie das Ressort von Dirk Große-Loheide, der in die erweiterte Konzernbeschaffung bei Volkswagen aufrückt. Damit werden wieder zwei Frauen im Audi-Vorstand sitzen.

Was uns heute ganz besonders beschäftigt hat:

  • Natürlich der Jahrestag des Ukraine-Krieges: Heute vor einem Jahr gab Russlands Präsident Wladimir Putin den Befehl zum Einmarsch in die Ukraine. Nun haben die EU, Großbritannien und die USA neue Sanktionen gegen Moskau erlassen, zudem hat die Uno-Vollversammlung erneut mit großer Mehrheit den Rückzug der russischen Truppen gefordert. Insgesamt 141 der 193 Mitgliedstaaten stimmten für eine entsprechende Resolution. Die Volksrepublik China enthielt sich. Dennoch rief die Regierung um Staatsoberhaupt Xi Jinping heute mit einem Zwölf-Punkte-Plan zu einem Waffenstillstand auf. Ein Papier, das angesichts Pekings bisheriger Haltung wenig glaubwürdig wirkt. Wie es den Menschen in der Ukraine heute geht, unter welchen Bedingungen sie arbeiten, weiß auch der Unternehmer Georg Picard. Der Geschäftsführer des gleichnamigen Taschenherstellers beschäftigt 180 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im ukrainischen Mukatschewo. Meine Kollegin Maren Jensen hat mit ihm über seine Bilanz nach einem Jahr Krieg gesprochen.

Was sonst noch wichtig war:

  • Personalchefs drohen Untreue-Vorwürfe: Der Bundesgerichtshof hat die Freisprüche für vier ehemalige Volkswagen-Manager kassiert und festgestellt, dass sich ein Vorstand wegen Untreue strafbar machen kann, wenn er Betriebsräten ein überhöhtes Gehalt zahlt. Mein Kollege Kai Lange hat mit dem Arbeitsrechtler Stefan Greiner über das Urteil und seine Folgen für Unternehmen gesprochen. Was Greiner Firmen rät, wann Begünstigung beginnt und ob Arbeitnehmervertreter Geld zurückzahlen müssen, lesen Sie hier.

  • Die US-Pläne von Springer: Über die imperialen Pläne von Springer-Chef Mathias Döpfner hatten wir kürzlich an dieser Stelle bereits ausführlich berichtet. In der neuen Ausgabe unseres Podcasts “Das Thema” erzählen die beiden Autoren der mm-Titelstory, Christina Kyriasoglou und Martin Noé, was ihnen Topleute des Verlags über den neuen Kurs des “Bild”-Verlags und den Ehrgeiz des Großaktionärs Döpfner berichtet haben. Hören Sie gern mal rein!

  • Die Leistungsbeurteilung in Unternehmen: Viele Firmen arbeiten mit sogenannten Scorecards, wenn sie die von der Spitze definierten Ziele nach unten weitergeben. Doch bei den Beschäftigten führt dies häufig zu einer verengten, kurzfristigen Sicht auf Leistung. Übergeordnete Ziele werden aus den Augen verloren. Unsere Kollegen vom Harvard Business manager beschreiben, wie Unternehmen die Ziele so definieren können, dass die Zusammenarbeit der Mitarbeiter das gewünschte Niveau erreicht.

Originaltext aus dem “Economist”:

  • Neue Werkbank für die Welt: China galt für Unternehmen jahrzehntelang als unverzichtbarer Produktionsstandort. Der Taiwan-Konflikt sorgt dafür, dass sich immer mehr Konzerne nach Alternativen zu China umsehen – und fündig werden.

Meine Empfehlung für den Abend:

  • Wer sein Geld im vergangenen Jahr in Techaktien investiert hatte, benötigt starke Nerven: Die Zinswende in den USA und Europa belastete vor allem jene Unternehmen, die üppige Gewinne erst in ferner Techzukunft versprachen. Im Gegenzug haussierten angesichts der Energiekrise Titel der Old Economy. Doch das ist womöglich erst der Anfang eines Superzyklus in der Rohstoffwirtschaft, wie mein Kollege Christian Schütte recherchiert hat. Angesichts der grünen Transformation wird die Nachfrage nach Rohstoffen wie Kupfer oder Lithium in den nächsten Jahren massiv zunehmen, doch der Ausbau des Angebots hinkt hinterher. Die Folge: Die Preise könnten nach Einschätzung von Marktbeobachtern deutlich anziehen. Wie groß Glencore-Chef Gary Nagle die Kupferlücke einschätzt, welches Wachstum Goldman-Sachs-Experte Jeffrey Curie erwartet und was China mit alldem zu tun hat, erfahren Sie in unserer ausführlichen Analyse: “Warum die Zeichen auf Rohstoffrallye stehen”.

Herzliche Grüße und ein schönes Wochenende, Ihre Marleen Gründel

Haben Sie Wünsche, Anregungen, Informationen, um die wir uns journalistisch kümmern sollten? Wir freuen uns auf Ihre Post unter [email protected].

TOP STORIES

Top List in the World