Energie & Infrastruktur

Balingen: Projekt zu induktivem Laden während der Fahrt

balingen: projekt zu induktivem laden während der fahrt

In Balingen wird zum ersten Mal in Deutschland eine dynamische drahtlose Ladetechnologie für E-Fahrzeuge in der Praxis getestet. Hauptakteur des Pilotprojekts ist ein Shuttle-Bus für die Gartenschau 2023, der seine Fahrzeugbatterie während des Fahrens laden soll.

Das auf die induktive Ladung von E-Fahrzeugen spezialisierte israelische Unternehmen ElectReon wird für das Projekt ein zunächst 400 Meter langes Electric Road System (ERS) unter dem Asphalt sowie zwei induktive stationäre Ladestationen einrichten. In einer späteren Phase des Projekts ist die Ausweitung des entsprechend präparierten Straßenabschnitts auf einen Kilometer geplant. Die Projektpartner sind neben Electreon Germany die EnBW, das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) und die Stadtwerke Balingen. Das gesamte Vorhaben steht außerdem unter der Trägerschaft des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) und firmiert unter dem Titel ELINA (Einsatz dynamischer Ladeinfrastruktur im ÖPNV).

Die Einsatzstrecke des Shuttle-Busses für die Gartenschau führt vom Parkplatz auf dem Messegelände zur Haltestelle Stadthalle. Der dynamische Ladevorgang erfolgt einer Mitteilung der EnBW zufolge in der Wilhelmstraße. Dort werden die Magnetspulen unter die Fahrbahn eingelegt. „Wenn sich der Bus dieser Stelle nähert, werden dort hochfrequente Magnetfelder erzeugt. Diese induzieren in Empfängerspulen am Fahrzeugboden des Busses einen elektrischen Strom, mit dem die Batterie geladen wird“, beschreibt die EnBW den Ladeprozess.

An den Endhaltestellen Stadthalle und Messegelände sind ebenfalls induktive Haltestellen eingeplant – allerdings lädt der Bus dort im Stand. In besagter zweiter Stufe wollen die Projektverantwortlichen anschließend im Heimlichenwasen und vor der Lauwasenschule weitere Strecken mit Magnetspulen ausrüsten – und das Electric Road System so auf einen Kilometer ausweiten. Zudem soll im Busdepot eine weitere induktive Haltestelle eingerichtet und so das Projekt auch auf den regulären Linienverkehr ausgeweitet werden.

Während ElectReon seine Technologie des Dynamic Wireless Power Transfer (DWPT) bereitstellt, trägt das KIT ein Planungstool bei, das den Linienverlauf und die Standorte der Ladestationen bestmöglich aufeinander abgestimmt. „Die Software vereint Verkehrsmodellierung, Fahrzeugsimulation und Optimierung der Ladeinfrastruktur“, präzisiert Markus Tesar vom KIT. „Unser Ziel ist es im Zuge des ELINA-Projekts das neue Planungstool mit den Daten aus dem realen Betrieb in Balingen zu validieren.“

Die Stadtwerke Balingen kümmern sich unterdessen um den Betrieb des Elektrobusses und die EnBW um die Projektsteuerung sowie den Aufbau und Betrieb der Ladeinfrastruktur. „Das Projekt in Balingen zeigt, wie innovativ und konsequent wir die E-Mobilität in Deutschland voranbringen. Wir wollen das kabellose Laden technisch fit für den deutschen ÖPNV machen. Dazu gehört auch, Behörden, Energienetzbetreiber, Busbetreiber und die Öffentlichkeit von den Chancen zu überzeugen“, betont Alexander Pöllauer vom Bereich Forschung und Entwicklung der EnBW, der den Versuch leitet.

Laut ElectReon ist es genau genommen nicht der erste Pilotversuch der DWPT-Technologie in Deutschland. Das Balinger Vorhaben folge auf ein erfolgreiches Pilotprojekt mit der Electreon-Technologie in der Stadt Karlsruhe in Zusammenarbeit mit der EnBW, äußert die Firma in einer eigenen Mitteilung: „Am EnBW-Schulungszentrum wurde eine elektrifizierte Straße installiert, die zu Stoßzeiten einen Linienbus mit Strom versorgt.“

Bekannt ist zudem, dass ElectReon und das Straßenbauunternehmen Eurovia ein weiteres Projekt in Deutschland planen. Konkret geht es um ein von der Bundesregierung gefördertes Projekt namens E|MPOWER. Dieses im Juli 2022 gestartete Projekt hat die Integration von ElectReons Technologie auf einem einen Kilometer langen Abschnitt einer Autobahn in Nordbayern zum Ziel.

Nun steht aber erstmal Balingen im Fokus. Im Rahmen dieses Vorhabens erhält Electreon nach eigenen Angaben bis zu 3,2 Millionen Euro für seinen Part am Projekt.
enbw.com, businesswire.com

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