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BAIC X35: Kompakt-SUV aus China: Gut und günstig?

Der BAIC X35 im Fahrbericht. Der kompakte SUV aus China startet in zweiter Modellgeneration zum Preis von 18.490 Euro. Wie gut ist die Neuauflage?

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12/2022, BAIC X35 Fahrbericht

Die chinesische Marke BAIC ist bereits seit einigen Jahren auch auf dem deutschen Markt vertreten. Das Einstiegsmodell X35, ein kompakter SUV im umkämpften Segment um Renault Captur, Ford Puma und Co., startet jetzt in neuer Modellgeneration.

Rund 180 Händler umfasst das Netz des deutschen Importeurs Indimo Automotive. Die buhlen mit dem BAIC X35 vornehmlich um Kunden, die sich auch für den Dacia Duster oder den ebenfalls aus China stammenden MG ZS, der seit einigen Monaten auch als Verbrenner zu haben ist, interessieren. Außerdem spielt auf dem Einkaufszettel wohl auch der DFSK Fengon 500 eine Rolle. Dieser Chinese ist in Größe und Preis mit dem BAIC X35 vergleichbar und steht zudem meist beim gleichen Händler -auch die Marke DFSK wird von Indimo Automotive importiert.

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Zurück zum X35. Der 4,33 Meter lange Fünftürer wirkt gefällig, aber nicht zu modern. Einziger Blickfang ist der große Kühlergrill an der Front, der von einer matt-silbernen Leiste umrahmt wird. An den Ecken des Stoßfängers strahlen LED-Tagfahrlicht-Winkel. An einer Dekorleiste unter der teilverglasten C-Säule fällt der Schriftzug “Beijing” (englisch für Peking, die chinesische Hauptstadt), auf. Unter dieser Bezeichnung vermarktet der Staatskonzern BAIC (Beijing Automotive Industry Corporation) Modelle wie den X35 und den größeren X55 im Tiguan-Format.

Hinter der Heckklappe steht ein 376 Liter großer Kofferraum zur Verfügung. Was man hier einlädt, muss erst über eine recht hohe Ladekante hinein gewuchtet werden. Sind beide Lehnenteile der Rücksitzbank umgeklappt, steht ein 1.606 Liter großer Laderaum zur Verfügung. Leider kann man ihn aber für sperrige Dinge nur eingeschränkt nutzen, weil eine hohe Stufe entsteht. Mit einem doppelten Ladeboden könnte sowohl dieses Problem als auch das der hohen inneren Ladekante umgangen werden. Auf dem Weg vom Möbelhaus oder zum Wertstoffhof kann eine Anhängerkupplung wertvolle Dienste erweisen. 1.200 Kilogramm kann der X35 an den Haken nehmen.

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Der Innenraum des Chinesen zeigt sich sehr geräumig. Im Fond haben auch große Passagiere genug Platz für Knie und Kopf. Zudem gefallen die Sitzhöhe ohne stark angewinkelte Beine und die griffsympathischen Stoffbezüge. Die zieren auch die Vordersitze. Hier sind, im Gegensatz zur Rücksitzbank, die Kopfstützen hoch genug ausziehbar. Sitzfläche und -lehne bieten auch seitlich eine gute Abstützung. Breiteren Menschen könnten die starren Wangen jedoch auf Dauer ins Gesäß drücken. Das Lenkrad ist leider nur in der Höhe, aber nicht in der Weite einstellbar. Bei weit hinten arretiertem Fahrersitz muss man also mit fast ausgestreckten Armen hinter dem Volant sitzen, weil der recht kurze Fußraum keine andere Längsposition erlaubt.

Positiv fallen die analogen, weil glasklar ablesbaren Instrumente auf. Zusammen mit einem Monochrom-Display in ihrer Mitte für die Bordcomputerangaben versorgen die den Fahrer ohne Schnickschnack mit allen relevanten Informationen.

Gute Bedienstruktur, keine Fahrassistenten

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Auf der Mittelkonsole stellt ein Infotainment-Display seinen Touchscreen zur Verfügung. Ein Menülabyrinth muss man nicht befürchten, denn dazu gibt es schlicht und einfach nicht genügend Funktionen. Musik, Podcasts und Co. kann man über ein per USB gekoppeltes Speichermedium, über die Bluetooth-Verbindung mit dem Smartphone oder im Radio hören. Möglichkeiten, Inhalte des Telefons via Apple CarPlay oder Android Auto zu spiegeln, gibt es nicht. Baidu Car Life, das “chinesische CarPlay” ist an Bord, hierzulande aber zwecklos.

Einstellmöglichkeiten für Fahrassistenten gibt es nicht. Warum? Weil es im BAIC X35 keine Fahrassistenten gibt. Einparksensoren am Heck müssen als Hilfe reichen. Spurhaltefunktion oder adaptive Geschwindigkeitsregelanlage werden nicht angeboten, sogar ein Regensensor fehlt. Die manuelle Klimaanlage lässt sich entweder über teils recht kleine Icons auf dem Display bedienen oder über schick gemachte und verständliche Bedienelemente eine halbe Etage darunter. Kippschalter für Temperatur und Lüftungsintensität rahmen berührungsempfindliche Felder für einzelne Klimafunktionen ein.

Die verwendeten Materialien an Cockpit und in den Türverkleidungen und die Verarbeitung im Innenraum des BAI X35 geben keinen Anlass für Kritik. Auch während der Fahrt klappert oder knirscht nichts im Gebälk.

Lebendinger Turbo-Benziner mit Durst

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Womit wir jetzt mittendrin sind im Fahrbericht zum China-SUV. Der 1,5 Liter große Vierzylinder-Benziner mit Turbolaufladung leistet 85 kW / 115 PS und entwickelt ein maximales Drehmoment von 210 Newtonmetern. Die werden von einem manuellen Sechsgang-Schaltgetriebe verwaltet, dessen Bedienung dank kurzer Wege und klar definierter Gassen eine Freude ist.

Zum Temperamentsbolzen wird der X35 damit nicht, zeigt aber ein deutlich agileres Antrittsverhalten als der eingangs erwähnte DFSK Fengon 500 mit Saugmotor. Bei höheren Drehzahlen, beispielsweise beim Beschleunigen, wird der Motor im BAIC recht laut. Immerhin übertönt der dann die stets präsenten Windgeräusche an den A-Säulen und den Außenspiegeln. Die entspannte Gangart liegt dem kompakten Hochsitz besser. So hat man Zeit, sich auf die gelungene Fahrwerksabstimmung zu konzentrieren. Lange Wellen schluckt der X35 ohne lästiges Nachschwingen, steckt gleichzeitig aber auch Querfugen oder Asphaltflicken gut weg. Zudem gefällt die Lenkung, die ausreichende Rückmeldung gibt.

Nachts fällt der leicht fleckige Lichtkegel der LED-Scheinwerfer auf. Die Fernlichtfunktion bringt keine Besserung, zumal sie die Leuchtweite subjektiv nur marginal erhöht.

Weiter als bis zum Ende der beleuchteten Stelle kommt man mit einer Tankfüllung, obwohl der Kraftstoffbehälter nur überschaubare 46 Liter fasst. Bei unseren Testfahrten konnten wir mit dem nicht hybridisierten Verbrenner einen Benzinverbrauch von 7,5 Litern auf 100 Kilometer realisieren, also eine Reichweite von rund 600 Kilometern.

Jenseits des Landstraßentempos oder bei dynamischerer Fahrweise steigt der Durst des Einsfünfer unter der Haube stark an. Das erklärt auch den heftigen WLTP-Normverbrauch von 8,7 Litern auf 100 Kilometer. Weil dieser Wert einen CO₂-Ausstoß von 198 Gramm pro Kilometer (nach WLTP) bedeutet, ist die Kfz-Steuer für den BAIC X35 kein Schnäppchen.

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Gilt das für das Auto an sich? 18.490 Euro kostet der X35. Vier Farben stehen zur Wahl, Extras – bis auf die Zubehör-Anhängerkupplung – gibt es nicht. Zum genannten Listenpreis bringt der Chinese 16-Zoll-Leichtmetallfelgen, Klimaanlage, Audiosystem und Parksensoren am Heck mit. Keine üppige, aber eine brauchbare und alltagstaugliche Ausstattung.

Der DFSK Fengon 500 kostet mit 17.500 Euro weniger. Die Ersparnis erkauft man sich im direkten Vergleich der beiden Chinesen aus gleichem Import-Haus mit einem trägeren und durstigeren Motor sowie einem weniger guten Fahrverhalten.

Der MG ZS mit 106 PS starkem 1,5-Liter-Vierzylinder steht für 17.990 Euro bereit, bringt dann auch Apple CarPlay und Android Auto mit. Alle drei Chinesen werden beim Preis vom Dacia Duster ausgestochen. In der Ausstattungslinie Expression bringt der Rumäne Klimaanlage, Einparkhilfe am Heck und Geschwindigkeitsregelanlage mit. Als 90 PS starker Benziner kostet der Duster dann 16.800 Euro, mit 130 PS 18.600 Euro. Außerdem dürfte der Duster einen deutlich höhere Wiederverkaufswert haben, was die Kosten über die Haltedauer des Autos weiter senkt.

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