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Auktion „The Beast“ - Kombi mit Flugzeugmotor: 8 Scheinwerfer, 760 PS und 27.000 Kubikzentimeter

Mit "The Beast" kommt bald ein ganz besonderer Kombi zur Auktion – einer mit Flugzeugmotor. Die Geschichte des Autos ist sehr bewegt und hat Rolls-Royce verärgert.

auktion „the beast“ - kombi mit flugzeugmotor: 8 scheinwerfer, 760 ps und 27.000 kubikzentimeter

© Car & Classic via Newspress
Mit „The Beast“ kommt ein ganz besonderer Kombi zur Auktion. Der britische Tüftler John Dodd hat darin einen Flugzeugmotor eingebaut.

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Der 27 Liter große Merlin-V12 befeuerte – allerdings mit Kompressor-Aufladung – einst die britischen Spitfire-Kampfflugzeuge.

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Der Saugmotor soll zwischen 700 und 760 PS leisten und gibt seine Kraft über ein speziell angefertigtes Dreigang-Getriebe auf General-Motors-Basis an die Hinterräder weiter.​

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Die britische Firma Fibre Glass Repairs präsentiert eine Mixtur aus US-Straßenkreuzer vorn und Volvo Schneewittchensarg hinten.

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Ein Shooting Brake, nur eben von der eher grobschlächtigen Sorte. Es sind jedoch die gestalterischen Details, die den Koloss optisch einzigartig machen.

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Etwa die acht Scheinwerfer, die ewig langen Überhänge oder die Lufthutzen in der vorn angeschlagenen Motorhaube und Luftauslässe in den vorderen Kotflügeln.

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Hinzu kommen die Sidepipes, der filigrane und geschwungene Streifen entlang der seitlichen Charakterlinie und die vier Heckleuchten, bei denen es sich um jene eines Ford Capri handelt – nur pro Seite spiegelverkehrt eingebaut.​

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Das Armaturenbrett und Lenkrad sind Spezialanfertigungen für “The Beast”. Wobei: Was ist an diesem Auto eigentlich nicht speziell angefertigt?​

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Der Innenraum weist eine Reihe roter Schalter auf, mit denen die Startsequenz des Merlin-V12 eingeleitet wird.

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Die britische Firma Fibre Glass Repairs präsentiert eine Mixtur aus US-Straßenkreuzer vorn und Volvo Schneewittchensarg hinten.

“The Beast”? Da kommt den meisten Autofans wohl die im Volksmund so genannte Dienst-Limousine des US-Präsidenten in den Sinn. Aber “The Beast” gibt’s auch auf britisch – und zwar in noch verrückterer Form. Dabei sind nicht die acht Scheinwerfer oder die etwa 5,80 Meter lange Shooting-Brake-Karosserie das Interessanteste an dem Auto, sondern sein Antrieb, seine Geschichte – und besonders sein Erbauer.

Bereits 1966 kam ein gewisser Paul Jameson auf die Idee, einen Panzermotor in ein eigens dafür angefertigtes Auto-Chassis einzubauen. Die Wahl fiel auf ein Rolls-Royce-Meteor-Triebwerk mit 27 Liter Hubraum, das sich zu diesem Zeitpunkt jedoch in einem bemitleidenswerten Zustand befand. Ein weiterer Mann namens John Dodd bekam den Auftrag, das Getriebe für das Monster zu bauen. Bevor Jameson das Auto fertigstellen konnte, kaufte Dodd es ihm ab und beauftragte die Firma Fibre Glass Repairs damit, eine Karosserie für die Kreation zu fertigen.

Automonster mit Rolls-Royce-Gesicht

Dabei erhielt “The Beast” eine – im Vergleich zu später – recht konservative Formgebung: Nur ein Doppelscheinwerfer pro Seite, dazwischen in Anspielung auf den Motor einen Rolls-Royce-Kühlergrill inklusive der legendären Kühlerfigur “Spirit of Ecstasy”, auch bekannt unter ihrem Kosenamen Emily. Die Motorhaube und Flanken waren noch nicht zerklüftet, die hinteren Seitenscheiben sahen aus wie die eines frühen Ford Capri und das Coupé wies ein Stufenheck auf.

Nachdem er es 1972 fertiggestellt hatte, ging Dodd mit seinem Beast auf Tour. 1975 war Schweden das Ziel, was für das Auto dramatisch endete: Auf dem Rückweg von einer Autoshow fing “The Beast” Feuer. Glücklicherweise war es gut versichert und das Chassis blieb weitgehend intakt. Nun baute Dodd einen anderen Rolls-Royce-Motor ein, diesmal aus einem Flugzeug: Den ebenfalls 27 Liter großen Merlin-V12, der – allerdings mit Kompressor-Aufladung – die britischen Spitfire-Kampfflugzeuge befeuerte. Dieser Saugmotor ist bis heute eingebaut und gibt seine Kraft über ein speziell angefertigtes Dreigang-Getriebe auf General-Motors-Basis an die Hinterräder weiter.

Nun mit Shooting-Brake-Karosserie

Auch für Design und Produktion der neuen Karosserie wurde Fibre Glass Repairs beauftragt. Die Truppe um Designer und Konstrukteur Bob Phelps erdachte eine Mixtur aus US-Straßenkreuzer vorn und Volvo Schneewittchensarg hinten. Ein Shooting Brake, nur eben von der eher grobschlächtigen Sorte. Es sind jedoch die gestalterischen Details, die den Koloss optisch einzigartig machen. Etwa die acht Scheinwerfer, die ewig langen Überhänge oder die Lufthutzen in der vorn angeschlagenen Motorhaube und Luftauslässe in den vorderen Kotflügeln. Hinzu kommen die Sidepipes, der filigrane und geschwungene Streifen entlang der seitlichen Charakterlinie und die vier Heckleuchten, bei denen es sich um jene eines Ford Capri handelt – nur pro Seite spiegelverkehrt eingebaut.

Im Hause Rolls-Royce fanden sie es allerdings gar nicht lustig, dass ihre Nobelmarke mit diesem automobilen Machwerk in Verbindung gebracht wurde. Sogar im Fahrzeugschein wurde das Auto als Erzeugnis der Marke Rolls-Royce geführt – übrigens noch heute. Es folgte Anfang der Achtzigerjahre ein von großem Medienecho begleiteter Rechtsstreit, der dazu führte, dass es Dodd verboten wurde, den Markennamen Rolls-Royce in Kombination mit seinem Beast zu nutzen. Weil er das Urteil ignorierte und sich zudem weigerte, die ebenfalls verhängte Geldstrafe zu bezahlen, wurde Dodd sogar zu einer sechsmonatigen Gefängnisstrafe verurteilt.

Regelmäßig genutztes Beast

Dodd, der im Dezember 2022 im Alter von 90 Jahren verstarb, emigrierte – oder besser: flüchtete – nach Spanien, trat die Haft also nie an. Das Auto folgte kurze Zeit später; gerade noch rechtzeitig, bevor es in England seiner Rolls-Royce-Insignien beraubt oder gar beschlagnahmt werden konnte. Wann genau “The Beast” seinen nach dem Brand installierten Kühlergrill eines Rolls-Royce Silver Shadow verlor, ist nicht bekannt; hier prangen inzwischen John Dodds Initialen auf einem simplen engmaschigen Gitter. Rund um seine neue Heimatstadt Malaga soll John Dodd immer wieder Spazierfahrten mit seinem skurrilen Gefährt unternommen haben.

Für die vordere Aufhängung und die Lenkung hat Dodd Komponenten eines Austin Westminster verwendet. Hinten war ursprünglich die Einzelradaufhängung eines Jaguar XJ12 eingebaut. Inzwischen sind hier jedoch eine besonders robuste Achse aus dem Regal des Spezialisten Currie, ein Gewindefahrwerk und verstärkte Antriebswellen im Einsatz. Von Jaguar stammen die vorderen Bremsen.

Der Innenraum weist eine Reihe roter Schalter auf, mit denen die Startsequenz des Merlin-V12 eingeleitet wird. Hinter den beiden Schalensitzen befindet sich ein riesiger Laderaum, wobei das gesamte Interieur mit Teppichboden ausgelegt ist. Statt eines Rückspiegels gibt es einen kleinen Monitor, der ein rückwärts gerichtetes Kamerabild anzeigt. Das Armaturenbrett und Lenkrad sind Spezialanfertigungen für “The Beast”. Wobei: Was ist an diesem Auto eigentlich nicht speziell angefertigt?

Irgendwas zwischen 700 und 760 PS

Zeitgenössischen Medienberichten zufolge soll “The Beast” mit ungefähr 700 bis 760 PS gesegnet sein. Zum Vergleich: Ein aktueller Power-Kombi vom Schlage eines Mercedes-AMG E 63 S 4-Matic+ T-Modells kommt “nur” auf 612 PS. Kein Wunder, dass es der Oldie 1977 als leistungsstärkstes straßenzugelassenes Auto der Welt ins Guinness Buch der Rekorde geschafft hat. Rekordverdächtig ist auch der überlieferte Spritverbrauch von 141 Liter auf 100 Kilometer. Die Höchstgeschwindigkeit soll 294,5 km/h betragen. Dodd sah seinen Zweitonner jedoch nie als Rennwagen für den Drag Strip, sondern stets als Straßenauto.

In Kürze kommt “The Beast” erstmals in seiner rund 57-jährigen Geschichte frei verkäuflich auf den Markt. Das Online-Auktionshaus Car & Classic bietet das Auto ab Donnerstag, den 9. März 2023, zur Versteigerung an. Es soll sich in einem sehr guten Originalzustand befinden, laut Anzeige 10.685 Meilen (knapp 17.200 Kilometer) auf dem Tacho haben, fahrbereit sein und inzwischen sogar über den Segen des britischen TÜVs verfügen.

“Oldtimer-Liebhaber wissen gleich, von welchem Beispiel exzentrischen Automobilerbes wir hier sprechen”, sagt Tom Wood, der Chef von Car & Classic. “Dies ist eine einmalige Gelegenheit und ich hoffe, dass der glückliche neue Käufer das Auto weiterhin so nutzen und genießen wird, wie John es tat.” Über einen Mindestpreis ist nichts bekannt; doch bereits vor Beginn der Auktion haben die ersten Interessenten Gebote abgegeben.

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