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Audi TT RS Iconic Edition im Test: Sammel-Spaß oder Kostenfalle?

Neue Sonderserie ist der ultimative und ultimativ teure TT RS. Eine lohnende Investition?

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Was ist das?

Böse Zungen würden behaupten, es ist ein mehr als durchschaubarer Versuch, ein alterndes Sportcoupé zurück auf die Landkarte zu bringen, das kaum noch jemand haben will. Zu einem absolut horrenden Preis wohlgemerkt, denn der RS Iconic Edition ist der teuerste TT, den die Welt je gesehen hat.

Allerdings sind die bösen Zungen häufig sehr ahnungslos und auch hier haben sie nur teilweise Recht. Ja, die Bude ist ..ähem .. selbstbewusst eingepreist. Aber von „will keiner mehr haben“ kann keine Rede sein. Der TT RS erlebt aktuell einen regelrechten Nachfrage-Boom, sagte man mir bei Audi. Es scheint eine gewisse Torschlusspanik zu geben. „Schnell, lasst uns noch so viele Fünfzylinder abgreifen wie geht, bevor uns die Euro7-Halunken aus Brüssel endgültig den Hahn zudrehen“, scheint hier die Devise zu sein.

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Anders ist der Run kaum zu erklären, denn sehen wir den Tatsachen ins Auge: Der TT RS wird nie als einer der ganz Großen in den Performance-Car-Olymp einziehen. Dafür ist er in puncto Plattform (Golf) und Allrad (Haldex) schlicht zu limitiert. Geliebt wird er trotzdem. Und das aus gutem Grund.

Er hat einen der wunderbarsten Motoren der jüngeren Geschichte an Bord, er geht wie die Sau, er sieht hinreißend aus und er hat eines der coolsten und sinnvollsten Interieurs, die man derzeit kaufen kann (und das nach mehr als sechs Jahren Bauzeit, Freunde!)

Aaaber, zugegeben … wir haben länger nichts mehr von ihm gehört. Und was macht man in diesem Fall? Richtig, man legt ein Sondermodell auf. Schließlich gibt es den Audi TT jetzt seit .. ähm .. 24 Jahren. Na gut, bald sind es 25. Das reicht dicke für eine Iconic Edition. Denn auch wenn der TT in seiner jetzigen Form wohl nicht mehr all zu lange das Modellprogramm der Vier Ringe zieren wird – einen gewissen Ikonen-Status kann man ihm kaum absprechen.

Die zugehörige Iconic Edition kommt direkt aus dem Produktmarketing-Lehrbuch. Mechanisch ändert sich – absolut gar nichts. Es bleibt beim 2,5-Liter-Fünfzylinder-TFSI mit 400 PS und 480 Nm Drehmoment. Dazu gibt’s das bekannte 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe und den inzwischen etwas bieder wirkenden Allradantrieb mit Lamellenkupplung.

Der Rest ist Lack-, Leder- und Ausstattungskosmetik von der Sorte, die Fans, Sammler und Spekulanten lieben dürften. Alleine schon aufgrund des großartigen Performance-Aero-Kits. Allzu viele davon wurden bisher nicht gefertigt, was inzwischen zu horrenden Preisen auf dem Gebraucht-Markt geführt hat.

Ansonsten hat man bei der Iconic Edition alles, was nicht fliehen konnte in Glanzschwarz lackiert, unter anderem Grill, 20-Zöller, Bremssättel und die Endrohre der Sport-Abgasanlage. Innen gibt es Alcantara an Sitzen und Lenkrad. Außerdem sehr viele gelbe Nähte und ein Bang&Olufsen Premium Sound System.

Das Ganze ist bereits bestellbar und wird ab dem ersten Quartal 2023 ausgeliefert. Auf dem deutschen Markt wechselt das ikonenhafte Sondermodell für mindestens 113.050 Euro den Besitzer. Trösten kann man sich damit, dass es europaweit nur noch 99 weitere Menschen gibt, die derart viel Geld für ein TT Coupé ausgegeben haben.

Wie fährt er?

Es ist tatsächlich schon wieder eine ganze Weile her, dass ich einen TT RS fahren durfte und vielleicht ist es ja ähnlich lange her, dass Sie gelesen haben, wie sich das Ganze mittlerweile so anfühlt.

Innen laufen die Dinge noch immer ziemlich prächtig für das kleine RS-Coupé. Mit dem Cockpit-Design der dritten Generation ist den Machern schlicht (im wahrsten Sinne) ein richtiger Wurf gelungen.

Die Temperatur-Anzeigen in den Klimareglern, die Konzentration auf ein einziges Display vor den Augen des Fahrers, die hervorragende Bedienung übers Lenkrad und nicht zuletzt die herausragende Qualitätsanmutung – viel effizienter, besser und zeitloser kannst du eine Sportwagen-Bedienzentrale kaum bauen.

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Die Sportsitze machen an sich einen sehr guten und bequemen Eindruck, sind aber einen Ticken zu hoch montiert. War schon immer so, kriegste jetzt aus dem Auto natürlich auch nicht mehr raus. Wäre halt schon ziemlich cool gewesen, wenn sie dem TT RS als „Rausschmeißer“ noch die neuen und fantastischen Schalensitze (unter anderem im RS 3 und dem RS 4/RS 5 Competition Plus) spendiert hätten, aber es wird schon Gründe geben, warum das nicht drin war.

Schön, aber wie fährt er denn jetzt?

Nun, Sie werden es sich denken können: Der Star in dieser Aufführung ist wie eh und je der preisgekrönte 2,5-Liter-Fünfzylinder-Turbo. Er ist und bleibt etwas ganz Besonderes. Da kannst du Vierzylinder aufblasen oder elektrifizieren, wie du willst, am rabaukenhaften Charme und den voluminösen Lungen des Fünfenders beißen sie sich ein ums andere Mal die Zähne aus.

Was aber schon auch zur Wahrheit gehört: Im aktuellen RS 3, den ich auf der gleichen Fahrveranstaltung als neue “Performance”-Variante fahren konnte, läuft der Motor auf einem neueren Software-Stand mit optimiertem Steuergerät. Man spürt es deutlich im Ansprechverhalten. Im TT RS atmet der TFSI spürbar stärker ein, bis er dann davonexplodiert. Und auch die Leitung von Gasbefehl zu Umsetzung in Vortrieb scheint länger zu sein.

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Aber natürlich reißt er nach wie vor mit. Und wie. Die 0-100-km/h in 3,7 Sekunden glaubst du ihm sofort. Und die Wucht geht auch in wesentlich höheren Geschwindigkeitsbereichen nicht flöten. Beim Klang musste der RS über die Jahre allerdings ordentlich Federn lassen. Dafür können die wackeren Audi-Soundingenieure herzlich wenig, es ist halt inzwischen Gesetz, dass kaum noch was erlaubt ist. Verglichen mit der ersten Serie der dritten Generation im Jahr 2016 tönt es arg stubentigerig, wenn auch immer noch herzerwärmender als in den meisten anderen Gefährten vergleichbarer Couleur.

Und sonst?

Irgendwie hatte der TT RS ja schon immer mehr Talent im Bizeps als in den Beinen. Wie eh und je verführt er mit seinem famosen Speed und herausragender Traktion, lässt es aber am ganz großen fahrdynamischen Thrill vermissen.

Er fühlt sich immer ein wenig zu frontgetrieben an und kommt schon ein wenig ins Schwitzen, wenn man seinem Heck einen Eindrehimpuls in die Kurve aufzwingen will. Die Lenkung ist allerdings stimmig.

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Sehr gut ist eigentlich auch die Abstimmung das Fahrkomforts geglückt. Der RS nervt nicht mit übertriebener Härte. Selbst im Dynamic-Modus nicht. Das “eigentlich” bezieht sich auf die Wahl der Räder, denn mit ihrem 30er-Querschnitt fühlen sich die 255er Pirelli PZeros an, als hätte man die schicke 20-Zoll-Turbinenfelge direkt mit ihnen bedampft. So lernt man den Straßenbelag wirklich sehr gut kennen. In all seinen Einzelheiten.

Fazit: 7/10

Aus rein rationaler Sicht macht die Iconic Edition wohl nicht wirklich Sinn, einfach aufgrund des sehr hohen Preises. Für Sammler dürfte die vermutlich letzte Sonderedition des aktuellen TT RS (wer weiß, ob es je wieder einen geben wird?) dennoch interessant sein, allein schon wegen des seltenen Aero-Kits.

Ansonsten bleibt es dabei: Der Audi TT RS reicht fahrdynamisch nicht an einen Porsche Cayman oder eine Alpine heran. Begehrenswert ist er trotzdem. Er glänzt mit seinem Design, dem tollen Interieur, der uneingeschränkten Alltagstauglichkeit und selbstverständlich mit dem glorreichen 2,5-Liter-Fünfzylinder.

Audi TT RS (Coupé)

  • Motor: Fünfzylinder-Turbo-Benziner; 2.480 ccm
  • Getriebeart: 7-Gang-Doppelkupplung
  • Antrieb: Allradantrieb
  • Leistung: 294 kW (400 PS) bei 5.850-7.000 U/min
  • Max. Drehmoment: 480 Nm bei 2.250-5.850 U/min
  • Beschleunigung 0-100 km/h: 3,7 Sekunden
  • Höchstgeschwindigkeit: 250 km/h (abgeregelt)
  • Leergewicht: 1.550 kg
  • Kofferraumvolumen: 305-712 Liter
  • Verbrauch: WLTP-Verbrauch: 9,1 Liter
  • Emission: 207 g/km CO2
  • Basispreis: 113.050 Euro

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