Aston Martin

Aston Martin: Die Lizenz zum Rasen

Grüne Welle in der Formel 1: Aston Martin startete dank Fernando Alonso als zweitschnellstes Team hinter Dominator Red Bull in die Saison. Zum Mythos aber wurde die Marke schon durch James Bond.

aston martin: die lizenz zum rasen

Er verhalf Aston Martin zu Weltruhm: Sean Connery als James Bond im Film Goldfinger. picture alliance / akg-images

Kaum hatte Carl Benz, der die ersten Monate seines Lebens den Namen Karl Vaillant trug, 1885 das weltweit erste alltagstaugliche Automobil auf die Straße gebracht, war auch schon Konkurrenz zur Stelle. Und es dauerte nicht lange, da wurden Autos für Wettbewerbe genutzt.

1894 ging die legendäre Fernfahrt von Paris nach Rouen über die Bühne, wobei es sich damals  allerdings um kein richtiges Rennen, sondern mehr um eine Zuverlässigkeitsfahrt gehandelt hatte. Die Distanz von 126 Kilometern musste in achteinhalb Stunden gemeistert werden. Kurz darauf gab es aber erste Rennen und 1906 den allerersten Grand Prix in Le Mans, auf einem Rundkurs von 103 Kilometern Länge.

Auch die beiden Briten Lionel Martin und Robert Bamford zeigten sich interessiert an der neuen Sportart. 1913 gründete das Duo die Firma Bamford & Martin Ltd., sie wollten Sport- und Rennwagen produzieren und verkaufen. Nachdem Martin erfolgreich das Bergrennen am Aston Hill bestritten hatte, war der Name des neuen Gefährts geboren.

1915 rollte der erste Aston Martin aus der Garage, doch der Kanonendonner des Ersten Weltkriegs übertönte zu diesem Zeitpunkt jeden Motorsound. Das Geschäft der beiden Herren aus der Grafschaft Warwickshire lief lange Zeit eher schleppend. Erst 1947 nach dem ersten von bis heute zahlreichen Eigentümerwechseln ging es plötzlich voran. David Brown hatte das kleine Werk übernommen, seine Initialen DB sind bis in die Gegenwart Bestandteil der Typenbezeichnungen.

Moss in Le Mans: Über 19 Stunden am Steuer

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Aston Martin florierte, auch weil die Marke im Motorsport bemerkenswerte Ausrufezeichen setzte. Das 1000-Km-Rennen auf dem Nürburgring, das neben der Targa Florio und den 24 Stunden von Le Mans zu den Juwelen der Langstrecken-WM zählte, gewann von 1957 bis 1959 dreimal in Folge ein grün lackierter Aston Martin.

Den Grundstein für diesen Hattrick hatten die Piloten Tony Brooks und Noel Cunningham-Reid gelegt, sie durchbrachen die Phalanx der favorisierten Maserati und Ferrari .

Im folgenden Jahr siegte Stirling Moss, ein exzellenter Kenner der Nordschleife, am Steuer eines DBR1/300 gemeinsam mit Jack Brabham. Moss saß an jenem tropisch heißen Tag mehr als 80 Prozent der Distanz am Steuer, da der Australier dem Tempo der Rivalen nicht gewachsen war.

Der Hattrick gelang 1959 bei gemäßigten Temperaturen und gelegentlichem Regen: Diesmal hatte Moss seinen Landsmann Jack Fairman als Partner, der den Traum vom dritten Sieg in Folge zur Hälfte des Rennens beinahe hätte platzen lassen: Eingangs Brünnchen rutschte der Wagen mit der Startnummer 1 mit dem Heck voran in den Straßengraben.

Fairman sprang aus dem Auto, stemmte sich rücklings gegen den gestrandeten Aston Martin und wuchtete ihn zurück auf den Asphalt. Die Führung ging verloren, doch Moss bügelte den zeitraubenden Patzer wieder aus.

Flop in der Formel 1

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Im selben Jahr feierte Aston Martin auch seinen bis heute einzigen Gesamtsieg in Le Mans. Der Appetit auf mehr war geweckt. Von den Erfolgen geblendet, wagten die Briten den Schritt in die Formel 1. 1959 präsentierte Aston Martin mit dem DBR4/250 einen eigenen Boliden und hoffte auf ähnliche Erfolge wie bei den Langstreckenrennen. Aber das Projekt wurde ein einziger Flop, denn die Verantwortlichen hatten schlichtweg die Zeichen der Zeit übersehen.

Übel Nummer eins: Der Rennwagen wurde von einem Frontmotor angetrieben, obwohl sich bereits abgezeichnet hatte, dass der Motor eines Formel-1-Autos besser hinter dem Fahrer platziert sein sollte. Fehler Nummer zwei war die De-Dion-Hinterachse. Die in zwei Hälften unterteilte Achse tauchte letztmalig bei Aston Martin auf.

Und schließlich, womit nach den Erfolgen in der Eifel niemand gerechnet hatte: Dem circa 280 PS starken 2,5-Liter-Sechszylinder fehlte es an der notwendigen Standfestigkeit. Die beiden Werkspiloten Roy Salvadori und Carroll Shelby, die Le-Mans-Sieger von 1959, hatten am Steuer der mit 575 Kilo obendrein übergewichtigen Wagen nichts zu lachen. Die englische Rennschmiede konnte sich nie richtig in Szene setzen.

Kultstatus bei Kinofans

Trotz des Reinfalls in der Königsklasse hatte sich Aston Martin im Sport einen Namen gemacht, auch wenn die Marke in der breiten Öffentlichkeit vor allem bei Kinofans Kultstatus erlangte. 1963 wurde der Straßensportwagen DB5 vorgestellt, doch das Monster mit vier Litern Hubraum und knapp 300 PS führte zunächst ein Schattendasein.

Weil in Ian Flemmings Roman allerdings dessen Geheimagent James Bond einen Aston Martin fährt, sollte das auch im Film Goldfinger so sein. Der Streifen wurde zum weltweiten Hit. Und was dem Rennfahrer Stirling Moss, der im wahren Leben weder Tod noch Teufel fürchtete, nicht gelang, schafften auf der Leinwand Sean Connery und dessen Nachfolger: Mit 007 als Chauffeur wurde Aston Martin zur Legende. Allein der DB5 ist in neun Bond-Filmen mit von der Partie.

Viel, viel später fiel das Gastspiel in der DTM um einiges kürzer aus. 2019 stieg Aston Martin mit vier Fahrzeugen vom Typ Vantage DTM ein, doch schon am Saisonende verkündete man wieder den Ausstieg. Da war die Firma immerhin bereits drei Jahre in der Formel 1 aktiv, als “Innovationspartner” des Red-Bull-Rennstalls, der ab 2018 auch offiziell Aston Martin im Namen trug.

Triebfeder Stroll

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2021 folgte schließlich der zweite Anlauf in der Königsklasse, 62 Jahre nach dem Flop. Dafür wechselte man den Stall und übernahm das Team Racing Point. Die Fäden zog Lawrence Stroll, der 2020 erst 17 Prozent der Anteile an Aston Martin kaufte und danach weiter aufstockte, im Vorjahr stieg auch der Public Investment Fund aus Saudi-Arabien mit ein, dem unter anderem auch Newcastle United gehört.

Der kanadische Milliardär scheut keine Kosten, damit sein Sohn Lance in der Formel 1 fahren darf. Mit Sebastian Vettel kam zum Comeback ein erfahrener Lehrmeister hinzu. Als der Deutsche nach der vergangenen Saison seine Karriere beendete, kaufte Stroll Senior mit Alonso wieder einen Ex-Weltmeister ein.

Parallel wird in Silverstone für rund 250 Millionen Euro eine neue Rennfabrik gebaut, die bald fertig ist. Weil aber die Entwicklung des Boliden schon jetzt immer größere Fortschritte machte, kann der Spanier nun zeigen, was in Aston Martin steckt. Nur die Initialen von David Brown, der 1993 in Monte Carlo verstarb, fehlen. Heute heißt der Wagen AMR23.

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