Fahrzeuge

Karma

Alkoven-Oldtimer von Karmann

Dezember 1990: Europas Grenzen fallen, und Karmann beginnt mit der Fertigung eines Wohnmobils, dessen Name schon Lust auf die Ferne macht. Vorhang auf für den Distance Wide!

Klar die Linie, selbstbewusst der Auftritt: In Osnabrück bei Karmann wusste man 1990 ganz genau, wie man ein formidables Reisemobil gestalten muss. Die Basis wurde von VW zugekauft, das Fahrgestell des LT bot ein ideales Fundament für das Alkovenmobil: “Das gab es in verschiedenen Ausführungen, bis zu 6,8 Meter reichten die Gesamtlängen”, meint Dieter Knorrenschild und blättert im originalen Prospekt, der auch über die Motorisierungen informiert.

“Ich bin mit meinem Sechszylinder ganz zufrieden”, meint der stolze Besitzer. “Das reicht für angenehmes Reisetempo, und mehr als zehn oder elf Liter wollen die 92 Pferde im Schnitt auch nicht.”

Karmann Distance Wide

alkoven-oldtimer von karmann Bernd Thissen

Klassisch die Linien, gewaltig der Nutzwert: Der Distance Wide ist noch immer ein feines Reisemobil.

  • Basis: VW LT31H
  • Erstzulassung: 3. April 1992
  • Motor: 6-Zylinder-Turbodiesel, 2,4 Liter Hubraum, 68 kW/92 PS
  • Vmax: 110 km/h
  • Maße (LxBxH): 5,7×2,21×2,95 m
  • Leergewicht: 2.655 kg
  • Zuladung/ Anhängelast: 645 kg/ 2.000 kg
  • Zul. Gesamtgewicht: 3.300 kg
  • Tankinhalt: 110 l
  • Neupreis: 66.150 DM

Originale Ausstattung im Distance Wilde

alkoven-oldtimer von karmann Bernd Thissen

Helles Holz bestimmt das Innere, die Küche sitzt hinterm Beifahrer­ gestühl. Klassisch LT: Der Buckel zwischen den Sitzen verdeckt den Motor.

Verborgen sind diese unter glänzendem Lack – doch der sah längst nicht so gut aus, als der Karmann in das Leben des Herrn Knorrenschild trat. “Im Gegenteil! Der war total grün, der Algen- und Moosbewuchs reichte vom Dach bis zum Radlauf!” Gut erinnert er sich an den Erstkontakt in Bielefeld: “Der Camper stand bei einem Wohnmobilhändler, ganz hinten an der Hecke, und sollte wegen des schlechten Zustands in den Export gehen. Ich dachte, das gibt’s doch gar nicht!” Im Innern nämlich wusste der Camper mit seiner komplett vorhandenen, originalen Ausstattung zu überzeugen.

“Ich liebe diese hellen Möbel!” Dieter jubiliert sichtlich und führt freudestrahlend durch den Karmann. “Alleine diese Rundsitzgruppe ist die Wucht. Und die ganze Technik funktioniert außerdem auch noch – ein Traum. Die drei Vorbesitzer gingen schonend mit dem Auto um.” Vielleicht mag das auch am stolzen Preis von 66.150 Mark gelegen haben, die bei der Erstauslieferung nach Schwerte im Ruhrpott auf den Tresen gelegt wurden.

alkoven-oldtimer von karmann Bernd Thissen

Die Hecksitzgruppe bietet Raum für Gäste – und lässt sich in ein 1,9 x 2,0 Meter messendes Bett umbauen, das Bad schließt sich fahrerseitig an.

H-Kennzeichen für den Karmann

Erstmals zugelassen wurde der Distance Wide am 3. April 1992, auch er ist also längst im Olymp der Klassiker angelandet, angesichts des makellosen Zustands war die H-Abnahme eher eine Formsache. Kaum vorstellbar, dass dieser Camper beim Kauf im Jahr 2011 als “verbraucht” ausgemustert werden sollte.

“Klar, die Grundreinigung und vor allem das Beseitigen des Grünspans waren nicht mal eben in einem halben Tag erledigt”, erinnert sich Dieter. “Allerdings sah man schnell, dass sich die Mühe lohnt, die Substanz unter dem Gammel war einfach toll.” Schön, wenn man das hässliche Entlein durch gründliches Putzen in einen stolzen Schwan verwandeln kann. Vielleicht auch wäre dies eine Anregung für einen Spitznamen, denn einen solchen hat der Karmann nicht. “Noch nicht, aber vielleicht sollte der mal einen haben”, sinniert Dieter.

alkoven-oldtimer von karmann Bernd Thissen

Fast zu klein zum Rausschauen – aber auf jeden Fall groß genug zum Querlüften. Im Alkoven sind zwei seitliche Ausstellfenster eingebaut.

Möglicherweise wird er sich das bei der nächsten Reise durch den Kopf gehen lassen, eine Tour nach Dänemark ist angedacht, so allmählich steuert das Reisemobil auf die 200.000 Kilometer zu, erworben wurde es mit rund 172.000. “Daran sieht man ja schon, dass ich den nicht runterrocke”, versichert Dieter, der den Distance Wide gleichwohl für sanfte Touristenfahrten nutzt.

Fazit

“Oder eben auch für den Besuch eines Oldtimertreffens wie hier in Düsseldorf.” Aufsehen erregt er hie wie da sehr zuverlässig, denn ein Massenauto war der Camper nie, auch wenn im Mai 1993 bereits die Marke von 1,000 Einheiten übertroffen wurde. Gut 3,000 Stück sollten es am Ende werden – in Osnabrück wusste man eben nicht erst 1990, wie man formidable Camper baut!

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