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Aero-Wettrüsten in der MotoGP: Aprilia greift Konzept von Formel-1-Ferrari auf

aero-wettrüsten in der motogp: aprilia greift konzept von formel-1-ferrari auf

Links und rechts der Scheibe sind neue Luftauslässe zu erkennen

Aprilia hat schon im vergangenen Jahr bei der Aerodynamik einen Schritt nach vorne gemacht. Nun waren beim Shakedown-Test in Sepang (Malaysia) konsequente Weiterentwicklungen zu sehen. Sie betreffen vor allem zwei Bereiche.

Einerseits wurde das Konzept der Seitenverkleidung radikaler verfolgt. Von vorne betrachtet ist die V-Form der Seitenverkleidung noch markanter und die Stufe auf halber Höhe noch deutlicher ausgeprägt. In maximaler Schräglage ist die Seitenverkleidung praktisch parallel zum Boden.

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Ferrari S-Duct

Neu sind zwei Luftauslässe an der Oberseite der Verkleidung. Sie befinden sich links und rechts neben dem durchsichtigen Bereich des Windschilds. Das ist so zum ersten Mal bei einem MotoGP-Motorrad zu sehen. Und es stellt sich die Frage, was Aprilia damit bezwecken will.

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Aprilia Seitenverkleidung

Es ist anzunehmen, dass es zwei Luftkanäle gibt, die Luft unter der Verkleidung zu diesen beiden Auslässen leiten. Dieses Konzept ist aus der Formel 1 bekannt. Und das kommt nicht von ungefähr, denn für die Aprilia-Aerodynamik ist Marco de Luca zuständig.

Der Italiener hat von 2000 bis 2011 in der Aerodynamik-Abteilung von Ferrari gearbeitet. Er hat damals das erste S-Duct-Konzept in der Formel 1 erfunden. Diese Kanäle waren zum ersten Mal beim F2008 im Jahr 2008 zu sehen und sorgten für eine Revolution.

Diese Innovation wurde damals beim Grand Prix von Spanien eingeführt. Unter der Nase gab es eine Öffnung, die die Luft über einen Kanal durch die Nase führte und etwas weiter hinten oben vor dem Cockpit wieder austreten ließ. Dadurch wurde der Luftstrom beschleunigt.

Mit dieser Maßnahme wurde der Luftfluss unter der Nase optimiert und somit auch der Luftstrom bis zum Diffusor – ohne zusätzlich für Luftwiderstand zu sorgen. Damit wurde mit dem Unterboden mehr Anpressdruck generiert.

Gleichzeitig war der Luftfluss rund um das Cockpit sauberer und die Airbox des Motors wurde besser angeströmt, was ebenfalls ein Vorteil war. Im Endeffekt konnte Ferrari mit flacherem Front- und Heckflügel als die Konkurrenz fahren.

Auf einer Strecke wie Barcelona stieg der Topspeed um 5 bis 6 km/h. Diese Idee hat damals de Luca mit seinem Aerodynamiker-Team im Windkanal entwickelt. Mit S-Duct-Systemen haben in der Folge alle Formel-1-Teams experimentiert.

Derzeit ist noch unklar, was Aprilia mit diesem Konzept beim MotoGP-Motorrad im Detail bezwecken möchte. Der S-Duct könnte den Luftstrom über die Schultern des Fahrers beruhigen und den Luftwiderstand reduzieren, was dem Topspeed helfen würde.

Aprilia nutzt seit einiger Zeit den Windkanal der Toyota Gazoo Racing Europe GmbH (TGR-E) in Köln. Dort wurden bis Ende 2009 die Formel-1-Boliden von Toyota entwickelt. Heute entsteht dort unter anderem die Aerodynamik des Toyota Hypercar für die Langstrecken-Weltmeisterschaft.

Bei der neuen Ducati-Seitenverkleidung ist übrigens auf halber Höhe ein kleiner Lufteinlass zu erkennen, der von einem Winglet – ähnlich wie beim Flügelende eines Flugzeugs – nach außen hin abgegrenzt ist. Diese Entwicklungen zeigen, dass das aerodynamische Wettrüsten in der MotoGP in vollem Gange ist.

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