Das ADAC GT Masters wird es 2023 so nicht mehr geben
Das ADAC GT Masters in seiner bisherigen Form wird es 2023 nicht mehr geben. Stattdessen fusioniert man mit dem Prototype-Cup-Germany zur DTM Endurance. Mit dieser Ankündigung überraschte der ADAC auch die Rennteams.
“Für mich ist das ADAC GT Masters damit mehr oder weniger beerdigt in dieser Form und in der Art und Weise, wie wir es kannten”, stellt ZVO-Teamchef Philipp Zakowski im Gespräch mit ‘Motorsport-Total.com’ klar. Und gibt damit den Grundtenor wieder, der quasi bei allen in der Deutschen GT-Meisterschaft involvierten Mannschaften herrscht.
Kein Blatt vor den Mund nimmt auch Fabian Plentz von Rutronik Racing, der die geplante DTM Endurance gegenüber ‘Motorsport-Total.com’ als “Griff ins Klo” kritisiert. Und Denis Ferlemann, Team-Manager von Car-Collection-Motorsport, hält in einem Statement fest: “Wir stehen dieser Änderung sehr kritisch gegenüber.”
Land fühlt sich “vor den Kopf gestoßen”
“Durch die Änderung vom ADAC GT Masters zur DTM Endurance verliert die Meisterschaft an Wertigkeit, was es für rein professionelle Fahrerpaarungen und deren Teams und auch potenziellen Sponsoren uninteressanter machen wird.” Peter Reicher von Eastalent Racing kann sich einen Seitenhieb auf Instagram ebenfalls nicht verkneifen.
“Unsere Sattelzugmaschine ist bereit, damit können wir ganz locker und ohne Sorgen durch Europa fahren, wir müssen nicht zweitklassig in einem Zelt stehen”, schreibt der österreichische Geschäftsmann auf seinem Profil.
“Die Kosten werden sicherlich Minimum die gleichen sein, wenn nicht sogar steigen”, befürchtet Zakowski. Und weiter: “Ein Auto im GT-Masters einzusetzen kostet rund 700.000 Euro, wenn man das erfolgreich machen möchte. Das ist für einen Sponsor in der Zukunft nicht mehr gegeben. Man ist jetzt eine Rahmenserie und fährt hinter LMP3-Autos her.”
Wie will man ein Jahr DTM Endurance finanzieren?
Dieser Abstieg von der Hauptserie zur “dritten Liga” hinter DTM und LMP3 erschwert es auch den Sponsoren, Budgets wie im ursprünglichen ADAC GT Masters zu rechtfertigen. “Wenn ich einem Partner das ADAC GT Masters für Betrag X vermarktet habe, dann kann ich mit der DTM Endurance als Alternative genau gar nichts anfangen”, so Plentz.
“Ich habe kein TV. Ich stehe nicht in der Box, ich stehe irgendwo im Zelt. Quasi offiziell die zweite Wahl.” Und unter diesen Umständen sagen die bisherigen ADAC-GT-Masters-Teamchefs die Entwicklung hin zu einer Amateurplattform voraus, die hauptsächlich von Gentlemen-Fahrer am Leben gehalten werden wird und muss.
ADAC-GT-Masters-Teams verlieren Geschäftsgrundlage
Bislang fußte die Finanzierung einer ADAC-GT-Masters-Saison auf zwei bis drei Säulen: Sponsoren, junge Fahrer mit Budget, und gegebenenfalls Unterstützung durch einen Hersteller in Form von Werksfahrern, technischem oder finanziellem Support. Dieses Modell ermöglichte es etwa Land-Motorsport, Junioren wie einst Ricardo Feller zu fördern.
“Unser Konzept im ADAC GT Masters hat sich stets an Nachwuchsfahrer gerichtet, die sich das Cockpit mit einem erfahrenen Profi teilen und dadurch viel lernen können. Dies wird so nur noch schwer möglich sein”, hadert Teamchef Christian Land. “Für die Vorbereitung auf die Saison heißt das nun für viele Teams, sich neu zu orientieren.”
Das bedeutet auch: Zurückhaltung in der Planung. Informationen von ‘Motorsport-Total.com’ zufolge verzichtete ein Team auf den eigentlich geplanten Kauf neuer GT3-Fahrzeuge, während ein anderes sogar sein ganzes Motorsport-Programm in Frage stellt. Für die GT3-Klasse innerhalb der geplanten DTM Endurance verheißt das nichts Gutes.
Zumal nach der Ankündigung des ADAC noch viele Fragen offen sind, beispielsweise beim Rennformat und den Fahrer-Paarungen. Auch das ist ein Grund, warum die DTM Endurance so kritisch gesehen wird. Plentz hat eine klare Meinung zur Serie: “Für mich ist das komplett zum Scheitern verurteilt. Ich sehe da keine fünf GT3-Autos.”